Linde

Ach grüne Linde, Herzblatt mein,
in deinem hellen Widerschein
dort auf der Bank, der alten,
ritzten wir unsre Namen ein;
der Liebe Zeichen blieb erhalten.
So viele Dichter rühmen dich
und deine Blätterkrone;
drum sing auch ich
jetzt froh für dich
ein Liebeslied zum Lohne.
Will preisen deine grüne Treue,
200 Jahre bist du alt,
blühst Jahr für Jahr,
beglückst auf’s  Neue
den Wanderer in deinem Wald.
In jedem Frühling mildes Lächeln,
im Sommer schattiges Geäst,
mit Blütenduft und zartem Fächeln,
so feierst du dein Jubelfest.
Im Herbste goldgelb und betörend,
das Blätterkleid erglänzt wie Taft;
und jedes Blatt fällt, sanft beschwörend
den Schatz verborg ’ner Lebenskraft
Wirst bald des Winters Schneepelz tragen
sowie des Raureifs Glitzerkleid
und auch im Sturme nicht verzagen.
Dein Traum von neuen Frühlingstagen
erfüllt sich nach der stillen Zeit.
Ingrid Drewing

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