Archive for November 2009

 
 

Sonntagmorgen

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Ein Sonntagmorgen, licht und mild,

und sanft träumt noch die Stadt.

Verlassen grüßt das Straßenbild;

was sonst sich zeigt fast überfüllt,

sich nun vereinsamt hat.


Der Blätterteppich auf den Wegen

glänzt feucht im frühen Licht.

Es fegte rein die Luft der Regen,

und Wirbelwind, der nachts zugegen,

fuhr Bäumen ins Gesicht.


Ich gehe, sehe hier beglückt

den stillen, jungen Tag.

Mir ist, als schenke er dem Blick,

der ihn erschaut, so froh entzückt,

das Leben, das er mag.

Ingrid Herta Drewing

Kleine Rose

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Sie war nur eine kleine Rose,

die einsam blühte, dort am Dornenstrauch.

Er stand gefärbt, die Blätter lose ,

vom Herbst berührt, im Heiderauch.


Sie hatte wohl sehr lange Zeit geschlafen,

bis sie ein Sonnenstrahl nun wach geküsst,

als Werden und Vergehn einander trafen

an einem Ort , der ihr Geheimnis ist.


Ihr  rosa Leuchten ,hell und zartgesichtig ,

erstrahlte wie ein Lächeln, sanft und schön,

und alles, was im Herbst vergehend ,nichtig,

ließ sie im Frühlingshoffen neu ersteh’n.

Ingrid Herta Drewing

Herbstmorgen

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Des Nachtsturms wilde Spuren säumen

mit Blätterwällen Wege, Gassen.

Die spiegelblanken Pfützen träumen

vom Regenguss, der sie verlassen.


Und frisch gewaschen zeigt die Welt

dem Tag ihr reines Angesicht,

das sich nun strahlend schön erhellt

im goldnen Glanz des Sonnenlichts.


In die Idylle fügt sich mild

das Gurren einer Ringeltaube;

sie ruft den Partner sanft ins Bild.

Er schwebt heran auf’s Dach der Laube.


Am Fenster stehe ich und schaue,

begrüße froh den jungen Tag.

Wie weggeweht ist alles Graue,

nur Farbenspiel, wie ich es mag!

Ingrid Herta Drewing

Schlaflied

rosereifSchlafe,  mein Kind !

In den Bäumen

säuselt der Wind dir ein Lied.

Schlafe, mein Kind !

In den Träumen

fährt dich dein Traumboot nach Süd.

Aheija, aheija, eija

“         ,    “          “    hm, hm, hm, hm.

Schlafe, mein Kind !

In den Zweigen

schlafen die Vöglein im Nest.

Schlafe, mein Kind !

Denn sie schweigen,

kuscheln einander ganz fest.

Aheija…

Schlafe, mein Kind !

In den Wiesen

träumen die Blümelein fein.

Schlafe, mein  Kind !

All die süßen

Düfte , sie hüllen dich ein.

Aheija…

Schlafe, mein Kind !

Denn schon funkeln

am Himmel die Sternelein schön

Schlafe, mein Kind !

Auch im Dunkeln

kann dich dein Schutzengel sehn.

Aheija…

Anmerkungen von Ingrid Herta Drewing zum Gedicht:

Dieses Lied ist getragen zu singen(a-Moll,C-Dur,3/4 Takt).
Ich habe es mir 1970 für meine kleine Tochter ausgedacht und ihr vorgesungen im Rahmen des Einschlafrituals.Es war sehr wirksam.

Wiegenlied

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Auf linden Rosenblüten

will ich dich betten lieb, mein Kind.

Ich werde dich behüten,

und Engel, die stets bei dir sind!

So schlafe süß und träume

von Gärten, wo dir sanfte Lieder

im Zauberlicht der Sternenbäume

in Silberglöckchen klingen wieder.


Nun schlafe ein, du bist geborgen!

Ich hab’ dich lieb und bin dir nah.

Mein zarter Kuss weckt dich am Morgen.

Die Sonne ist dann wieder da.

Ingrid Herta Drewing

Falke

Frei wie ein Falke

über Felder fliegen,

sich leicht in Lüften wiegen

und aus der Höhe

klaren Blickes schauen,

dem Erdendasein

aus Distanz vertrauen.


Ein Wunsch, ein Wahn,

kein wahres Hoffen ,

als Mensch siehst du betroffen,

dich , fern der Sterne,

erdenlastig neigen

und nur im Traume

in die Himmel steigen.

Ingrid Herta Drewing


Novemberlied

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Mit seinen feuchten Nebelhänden

verwischt November die Konturen,

bedeckt des goldnen Herbstes Spuren,

um uns sein Einheitsgrau zu senden.


Wer Farben liebt, holt sie ins Leben,

das sanft nach innen nun gekehrt.

Dem Menschen ist die Kraft gegeben,

sich zu gestalten, was verwehrt.


So schafft er wohlig sich die Räume,

fühlt Wärme, wenn schon herrscht der Frost;

erfüllt sich helle Blütenträume,

genießt im Winter frische Kost.


Wenn auch jetzt fehlt der Sonne Strahlen,

so wissen wir, ihr Liebesblick

wird golden uns gar bald bemalen

das weiße, klare Winterglück.

Ingrid Herta Drewing

Melancholie

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Samten schwarz Melancholie

dir erfasst die Seele,

schnürt dir ein die Kehle.

Lieder, einst voll Harmonie,

sich gequält empfehlen.


Findest deinen Weg nicht mehr,

und gelähmte Glieder

halten dich danieder.

Freies Atmen fällt so schwer;

siehst im Nichts dich wieder.


Was darf ich sagen, kann ich tun?

Steh hilflos, nah daneben,

möchte dir Stärke geben.

Magst sanft in meinen Armen ruh’n,

im Lichte mit mir leben.

Ingrid Herta Drewing

Begegnung auf See

In silberfarb’nem Bogen

folgte er meinem Boot ,

sprang spielend aus den Wogen,

tauchte , pfeilschnelles Lot.


Ja , einer der Delphine

begleitete mich sacht ;

ich sah in seine Miene ,

mir schien’s , als ob er lacht‘.


Mein Boot , es lag , recht schnittig ,

mit Segeln gut im Wind;

doch der Delphin , unstrittig ,

schwamm so gewandt ,geschwind.


Nach etwa einer Meile

ließ er mich dann zurück ,

gebannt für eine Weile

von diesem Augenblick.

Ingrid Herta Drewing


Aster Novae Angligae

Dein grünes Filigrangefieder
entfaltete sich lange Zeit,

und nun, da herbstlich grüßt das Jahr

bist du, noch grünend, wunderbar

zu erstem Blühen still bereit.

Ich stehe staunend hier
und frag‘ mich immer wieder:
Was wirkt in dir?
Wer komponiert die Lieder,
die nun zur rechten Zeit ,
da alles schweigt, gesungen?
Wer hieß dich warten,
gab das Stichwort: Sei bereit

und schließt den Vorhang,
wenn der letzte Ton verklungen?

Ingrid Herta Drewing