Archive for September 2010

 
 

Herbstnähe

Noch steht nicht Herbst auf dem Kalender.

–     Analphabet ist die Natur –

sie folgt deshalb schon im September,

benebelt, seiner kühlen Spur.

Als könne sie es nicht erwarten,

in letzter Reife  zu bestehen,

um dann beim Erntefest im Garten

mit Herbst den Feuerstanz zu drehen.

Wenn flammend glüht der Bäume Kleid,

das Weinlaub rötet die Fassaden,

und Körbe, für die Frucht bereit,

zur Ernte locken, uns einladen,

dann wird uns auch der Herbst erfreuen,

und Sommers Abschied wird verschmerzt.

Die Jahreszeit lässt nichts bereuen,

und Drachen fliegen himmelwärts.

Ingrid Herta Drewing

11.September

Neun Jahre ist es nun schon her,
ein Tag der Trauer, folgenschwer;
hier brach die heile Welt entzwei,
und wir als Zeugen warn dabei.

Ins strahlende Septemberblau
Twintowers, Wolkenkratzerbau
ragen mit rußigen Fahnen,
zwei Fackeln zum Himmel mahnen.

Entsetzen starrt aus allen Mienen,
gebannt schaun wir zum Bildschirm hin,
betroffen folgend Zeilenschienen,
entschlüsseln wir der Worte Sinn.

Des Terroranschlags Todesspur,
zwei Jets als Bomben eingesetzt
von Islamisten , die hier stur
im Hass gemordet, aufgehetzt.

3000 Tote sind zu zählen,
und Tausende Verletzte quälen
sich heut‘ noch, krank an Leib und Seel‘;
so mancher, dem das Liebste fehlt.

Gedenkt der Menschen, ihrer Namen,
die sinnlos hier zu Tode kamen,
auch derer, die hernach im Krieg
gefallen für erhofften Sieg!

Wo Hass und Dummheit sich verweben,
zerstören sie das Licht, das Leben.
Der Mensch, wenn er verweilt im Wahn,
bewegt sich auf des Todes Bahn.

Ingrid Herta Drewing

Fühherbstmorgen

Es malt das Morgenlicht im Nebel Streifen,

bevor der junge Tag im Gold erwacht,

und Sonnenglanz wird wärmend, sanft ergreifen,

was kühl und bleich verließ die lange Nacht.

Und munter wird allmählich auch das Leben.

Die Bienen fliegen auf die Blüten zu,

die nun im Frühherbst zärtlich noch erbeben

und strahlend leuchten vor der langen Ruh.

Ich steh’ und seh’ den Tau an Gräsern funkeln

und fühle, dass hier bald der Abschied naht.

Die Tage werden kürzer als das Dunkel

und Spätherbst nimmt sie auf, die graue Fahrt.

Jedoch noch lacht uns helle Lebensfülle,

bevor Natur sie birgt in dunkler Hülle.

Ingrid Herta Drewing

Auf dem Weg

Ich möcht’ beim Schreiben mich besinnen
auf das Gefühl, das echt und wahr,
und Bilder, Klänge reimend spinnen,
die mich erfüllen im Beginnen
mit Worten, deren Sinn auch klar.

Es mag die Freude mir erfinden
die Melodie, die mich bewegt
und in empathischem Empfinden
dem Lebensnahen eng verbinden,
damit mein Lied auch andre trägt.

Und würde es dann zum Gedicht,
dem einen, das ich so darf nennen,
so reuten mich die Mühen nicht,
und wüchs‘ mir auch ein Bartgesicht,
nichts könnt’ von diesem Glück mich trennen.

Ingrid Herta Drewing

Spätsommerwunsch

Im Blau des Himmels Cirruswolken schweben,

als hätte sie ein Maler hingetupft,

so licht und weiß wie Spinnenweben

und Federflaum, frisch aus dem Nest gelupft.

Kein Daunenleser war ’s, kein Malersmann.

Des Nordwinds Spiel ist ’s; in den kühlen Höhen

lässt er bizarre Bilder schön entstehen.

Doch kündigt er damit auch Regen an.

Dem Frühherbst wird er nun den Weg bereiten,

schon folgt auf kühlen Tag die kalte Nacht.

Der Sonne scheint die Kraft nun zu entgleiten,

da sie nur noch in Mittagsstunden lacht.

Ich wünscht’, der Sommer sei noch nicht gewesen,

jedoch der Wind kann meinen Wunsch nicht lesen

Ingrid Herta Drewing

Skrupelloser Egomane

Da mag er sich die Hände gründlich waschen,
der Schmutz, der daran klebt, der geht nicht ab;
bleibt bei ihm, denn mit seinen üblen Maschen
fischt er im Trüben ständig, nicht zu knapp.

Die Maske tragend, ist er Biedermann;
jedoch verschlagen ist sein Sinn, die List,
er lügt sich selbst und nicht nur andre an,
weil er in seiner Gier gefangen ist.

Getrieben stets von Ich-Sucht, Macht, Besitz,
tritt er das, was beglückt, mit derben Füßen;
sein Leben ist ein böser, schlechter Witz.
Doch glaubt er fest, das Beste zu genießen.

Es kommt jedoch der Tag, wo er dann ganz allein
dem Grauen, das er schuf, wird ausgeliefert sein.

Igrid Herta Drewing

Spätsommer-Mittag

Mittag ist es, Glocken läuten.
In die Stille trägt ihr Klang
zartes, fühlendes Bedeuten,
dieses späten Sommers Sang.

Träumend sitze ich im Garten,
dort, wo die Reseden blüh’n;
deren duftende Standarten
mich umwehen goldengrün.

Nähme gern die Zeit gefangen,
haltend diesen Augenblick,
dass ein späteres Verlangen
trüg ’s ins Leben mir zurück.

Nicht verweilt, was wir erleben,
denn die Zeit hält ihren Schritt.
Doch der Seele frohes Beben
schreibt die Glücksmomente mit.

Ingrid Herta Drewing

Jahreszeitenwechsel

Sanft segnet er die Flur mit milden Händen.

– Das Sonnenschiff hat Segel schon gehisst-

Nach Süden wird sich nun der Sommer wenden.

Dort hat man ihn schon lange Zeit vermisst.

Bei uns kehrt Frühherbst ein mit klaren Tagen,

auch wärmt uns noch das helle Sonnenlicht,

bevor Novembers graue Nebelsagen

beständig feiern Feuchte und Verzicht.

Wir trinken uns noch satt am Farbenspiel,

das Herbst in seinem Malerrausch beschert,

die reifen Früchte, pralles Ernteziel,

zum Erntedank-Fest würdigt man den Wert.

Wir preisen froh den Schöpfer, der dies gibt

und alles Werden, Leben göttlich liebt.

Ingrid Herta Drewing

Lagerfeuer-Romantik

Feuer lodert, Funken stieben
in die dunkelblaue Nacht;
die am Lagerfeuer blieben,
singen leise, halten Wacht.

Unter Sternen träumend lauschen,
in der lauen Sommerluft
hören wir die Wipfel rauschen
und der Waldkauz dunkel ruft.

Fühlen innig uns verbunden
der Natur in Feld und Wald,
haben unser Glück gefunden;
Schlaf besiegt uns nicht so bald

Bis die Morgennebel fliehen,
sitzen wir beim Feuerschein,
sehn das letzte Scheit verglühen,
und nun lädt der See uns ein.

Hier im Sonnengold wir schwimmen,
das sich spiegelt hell im See.
Jugendfreude froher Stimmen
hallt als Echo in die Höh‘.

© Ingrid Herta Seibel ( Drewing )1958

Frühherbst

Befreit von Nacht und Nebelhülle,

erstrahlt im Morgenglanz die Welt.

Ins Tal ergießt sich goldne Fülle,

die Sonne sanft die Stadt erhellt.

Und bringt auch in den dunklen Gassen

die lichte Freude in den Tag,

lässt Leben klar den Himmel fassen.

Ein Herbsttag, wie ich ihn gern mag!

Ingrid Herta Drewing