Archive for Oktober 2023

 
 

HERBST

H erbst hält Einzug wie ein König
E ifrig seine Boten sind,
R ötend färben sie nicht wenig
B aumes Blattwerk ganz geschwind,
S treichen letzte Ernte ein
T ragen sie zur Scheune heim.

©Foto und Text: Ingrid Herta Drewing

33 Jahre Deutsche Einheit

In jener Nacht, als feste Mauern fielen,
die viele schreckten, manche stumm gemacht,
da durfte dieses Bild von Einheit zielen
auf alles, was gemeinsam war, hier spielen
mit Jubel, Freudentränen, neu erwacht.

Es lagen sich die Menschen in den Armen.
Man konnte wieder Bruder, Schwester sein,
und keiner klagte da in neuem Carmen;
denn Glück und Hoffnung schenkten ihren warmen,
wohligen Mantel, der uns hüllte ein.

Der Deutschen Einheit neu nach so viel Jahren,
sie kam uns vor, als sei‘ s ein schöner Traum,
und mancher war sich deshalb nicht im Klaren,
dass Änderungen folgen; ein Bewahren
von allem lieb Gewohnten gab es kaum.

Wo Planwirtschaft bestimmte einst das Sagen,
da sollte es nun rasch Kapitalismus sein.
Mit DM schwoll so manchem da der Kragen,
Konsum bestimmte, schnell ließ sich was wagen,
manch‘ Existenzen blühten, andre brachen ein.

Ins Land sind dreiunddreißig Jahr‘ gegangen,
seit Ost und West sich wieder zugesellt.
Die Wirtschaft wuchs, und man darf doch verlangen,
dass trotz der Krisen wir im Land erlangen
für gleiche Arbeit gleiches Lohn-Entgelt!

Politisch war man weiter fortgeschritten.
die Kanzlerin, im Westen reüssiert‘,
aus Hamburg und Meck-Pomm, wohl unbestritten,
ward weltweit anerkannt, recht gut gelitten,
und viele Jahre hatte sie regiert.

Doch droht erneut ein Wahn das Land zu spalten,
es wächst die Kluft, trennt hart hier arm und reich.
Und aus dem Riss da kriechen hoch die alten
von Fremdenhass vergrätzten Spukgestalten,
tun ’s Nationalisten andrer Länder gleich.

Mir scheint, die Macht der Neoliberalen,
die Bankenkrise, hat dazu geführt,
dass (zudem wegen hoher Flüchtlingszahlen)
sich viele EU-Bürger schwarz ausmalen,
man würd‘ auch falsch von Brüssel aus regiert.

© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto: Pixabay

Herbstvillanelle

Nur eine sanfte Spur im ew’gen Kreise,
schon spiegelt sich der Herbst im blanken See,
und Wehmut singt mir ihre Abschiedsweise.

Noch fährt der Wind hier durch die Wipfel leise,
und goldgelb glänzt, was vormals grün wie Klee,
nur eine sanfte Spur im ew’gen Kreise.

Doch all zu bald reißt Sturm dort seine Schneise,
lässt Blätter wirbeln, tanzen leicht wie Schnee,
und Wehmut singt mir ihre Abschiedsweise.

Die Kraniche beginnen ihre Reise,
sie ziehen südwärts nun in großer Höh‘,
nur eine sanfte Spur im ew’gen Kreise.

Die Krähe krächzt, sie bleibt, so auch die Meise.
Im Walde kämpfen Böcke, Hirsch wie Reh,
und Wehmut singt mir ihre Abschiedsweise.

Vergänglich alles Leben, das ich preise,
so sagt auch mir der Herbst einmal: „ Nun geh‘!“
Nur eine sanfte Spur im ew’gen Kreise,
und Wehmut singt mir ihre Abschiedsweise.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing