Geschenkte Zeit

Die Zeit, die wir gewinnen,
gewährt dem Leben Raum.
Es kann beherzt beginnen,
beseelt, mit allen Sinnen,
was lange war nur Traum.

Da darfst du nun gestalten
und fühlst des Daseins Kraft,
dich lösend von den alten
Chimären, deren Walten
vergangen und erschlafft.

Und folgst den neuen Wegen;
doch,was du lieb erschaut,
entgeht nicht deinem Hegen;
du wirst es hüten, pflegen,
weil es dir anvertraut.

© Ingrid Herta Drewing

Echtes

Du weißt, der Glaube lässt sich nicht beweisen.
Nur wenn man glaubt,fühlt es sich richtig an;
man schickt die Seele andächtig auf Reisen,
wo sie des Lebens Ziel auch finden kann.

So scheint recht flüchtig auch dies‘ Liebessagen,
obwohl ein zärtlich‘ Wort gar traulich klingt,
uns inniglich und gut mag sehr behagen,
wenn es uns leicht erreicht,ins Herz eindringt.

Doch wahre Liebe wirkt in ihren Taten,
verantwortlich,verlässlich in der Treue,
in Zärtlichkeit zum Wohl des Andern raten
und so erzeigen Liebe stets aufs Neue.

Gefühle sind nur wirklich zu erfühlen,
wer sie beschreibt,der trifft sie meist‘ nicht echt;
er kann in Adjektiven schildern, wühlen,
nie wird er ihnen tatsächlich gerecht.

© Ingrid Herta Drewing

Nachhaltigkeit

Dem Kreislauf der Natur
läuft vieles arg zuwider,
was auf des Menschen Spur,
der überall auf Tour,
sich schlägt so schädlich nieder.

Die Stoffe hergestellt,
zum Beispiel Plastik pur,
für die bequeme Welt,
der Luxus so gefällt,
meist’ bringen Schaden nur.

Was zum Gebrauch bestimmt,
dient heute dem Verbrauch.
Was „in“ die Mode trimmt,
man schnell als „ out“ vernimmt,
entsorgt es zügig auch.

Als wären stets ersetzbar
der Erde gute Güter,
die doch für uns unschätzbar!
Natur ist sehr verletzbar,
auch wir. Seien wir Hüter!

© Ingrid Herta Drewing

Macht

M acht lässt sehr gerne vergessen
A nstand, Sorgfalt und Pflicht
C haotisch, oft auch vermessen,
H ält sie nicht viel von Verzicht,
T äuscht vor den wahren Bericht.

© Ingrid Herta Drewing

Nachgefragt

Wie wichtig sind euch Wissen und Erkennen,
Verantwortung, Wahrhaftigkeit und Fleiß?
Wer pflegt der Macht nur hinterher zu rennen,
nach Art der Speichellecker nichts konkret benennend,
der fordert irgendwann zu hohen Preis.

Statt vollmundig in Worthülsen zu tönen,
ist Sachlichkeit, Bescheidenheit gefragt,
besonnen handeln, statt der Schau zu frönen,
sich klug verhalten, Feinde zu versöhnen,
dem Krieg abschwören, der mit Leid nur plagt.

Entscheiden, mit der Zukunft im Visier,
nicht nur den Tag erfolgreich, satt beenden.
Das Morgen unsrer Kinder haltet ihr,
wie alle, die hier leben, so auch wir,
doch heute schon, verfügend, in den Händen.

Gefragt sind Menschlichkeit und klarer Blick,
Wahrhaftigkeit gepaart mit viel Geschick.

Ingrid Herta Drewing