Archive for Februar 2010

 
 

Vorfrühling

Schnöckchen

Noch sitzen hier im Schnee die Ringeltauben

und sonnen sich behaglich auf dem Dach.

Grünfinken zwitschern in der Efeulaube,

und hell die Amsel singt am nahen Bach.

Der Frühling streckt schon seine Hände aus,

lässt strahlend glänzen gelbe Winterlinge,

und des Schneeglöckchens Lieder zart erklingen

hier in dem kleinen Garten vor dem Haus.

Wir Menschen sehnen uns nach Sonnenlicht,

das warm nun streichelt unser Angesicht.

Beglückt genießen wir die milde Luft

und legen ab die dicke Winterkluft!

Ingrid Herta Drewing

Frühlingserwarten

Schnöckchen

Kalt noch liegt des Winters Hand
auf dem kargen, stillen Land ,
beherrschend rau die Räume.
Doch süße, zarte Träume,
sie sprießen, drängen hin zum Licht,
das,wachsend,leis von Hoffnung spricht,
sanft flüsternd in den Bäumen.

Vorsichtig spähen grüne Spitzen,
die noch im weichen Schneepelz sitzen,
aus welkem Laub sich hebend,
zur Sonne sehend, strebend.
Sie werden bald im Frühlingsröckchen
lieblich läuten ihre Glöckchen,
erwacht zu neuem Leben.

Ingrid Herta Drewing

Eschers Bilder

Und deine Bilder, die die Blicke streifen,
sie gaukelnd leiten zu verwirrter Sicht,
verzaubern, lassen uns in Räume schweifen ,
die wir erschauen, aber fassen nicht.

Denn immer, wenn wir meinen, klar zu sehen,
erkennen wir, uns blendet nur der Schein,
und alles ernste, wissende Verstehen
entlässt uns fragend nach dem wahren Sein.

So ist’s mit vielem, was wir kühn behaupten;
es löst sich plötzlich auf, ist Schall und Rauch.
Wir bleiben Suchende, selbst wenn wir glaubten
am Ziel zu sein, den Sinn zu wissen auch .

© Ingrid Herta Drewing

Der Stammhalter

DSCI0001

Fritz Spätzle, Graf von Sperlingshausen,
geadelt unter Karl dem Krausen,
legt sehr viel Wert auf seinen Adel,
darum sein Sohn sollt’ ohne Tadel
nun auch den Stammbaum weiter führen
und sich in Punkto Nachwuchs rühren.
Zumal man als bedrohte Art
dem Lande immer teurer ward.
Seine Gemahlin, das stand fest,
war aus dem allerfeinsten Nest.
Nur leider war nach einem Jahr
noch immer kein Stammhalter da.

Familienkonferenz sollt’s regeln.
Man glaubt es kaum,
Fritz sprach von Vögeln,
und Gräfin Spatz beteuert sehr,
wie glücklich sie als Oma wär’.
Sie hoff’, dass in des Sohnes Nest
sich bald was Kleines blicken lässt.
Und als besorgte Gräfin Mutter
verweist sie noch auf gutes Futter,
impft auch der Schwiegertochter ein,
sie müsse zart, zugänglich sein,
damit ihr Sohn ,der Flattergeist,
nicht, auswärts zwitschernd, gern verreist.

Das junge Paar, fast fassungslos,
fragt sich, was schwallen die da bloß?
Wann, wie und wo wir Junge kriegen,
das wird sich weisen; froh wir fliegen
gemeinsam tschilpend durch die Welt
und leben so, wie ’s uns gefällt.
Ingrid Herta Drewing

Foto

Ingmar Drewings Zeichnung

Nr.109″Family Tree“

(drewing.de)

Mensch und Natur

Aus Winterfreuden werden Winterleiden,
nun jammern wir erbost im Februar
und möchten Eis und Schnee wohl gerne meiden,
weil es uns doch zu viel des Guten war.

So sind wir Menschen, mögen ’s nur in Maßen,
bequem, beherrschbar soll Natur uns sein.
Der Winter zeigt es uns, was wir vergaßen,
dass unsre Macht zuweilen ist sehr klein.

Die Welt, die wir uns sorgsam eingerichtet,
nur duldet noch Natur im Blumentopf.
Sie wehrt sich, hat das Unsre schon vernichtet,
wenn wir zu sorglos an ihr Recht geklopft.

Die Flüsse, die wir in ein Bett gezwungen,
erobern überflutend Land zurück;
und manchmal flieht der Mensch dort, notgedrungen,
und überlässt die Auen Flusses Glück.

Nur selten bleiben wir da unbeschadet.
Wenn wir Natur zerstören, es uns trifft.
Wo einstmals Wälder wuchsen, grün begnadet,
herrscht Trockenheit, da alles Holz verschifft.

Wo für Touristen abgeholzt die Berge,
spült Regen ohne Bannwald Erde ab.
Dort reißen Schlamm- und Schneelawinen gerne
oft ganze Dörfer in ein tiefes Grab.

Wann lernen wir in Einklang auch zu leben
mit dieser Erde, die uns trägt und nährt?
Es wäre endlich Zeit, dies anzustreben,
damit auf Dauer Heimat uns gewährt.

© Ingrid Herta Drewing

Tauwetter

Amsel

Die Sonne macht kein Federlesen,

greift strahlend in des Winters Flaus.

Nur noch im Schatten weist sein Wesen

im Schneegewand die Herrschaft aus.

Und in Synkopen tropft ’s vom Dache,

Eiszapfenlied, das leise klingt.

Doch schon im Baume, dort am Bache

die Amsel ihr Revier besingt.

Nun wird es nicht mehr lange währen,

bis Winters kaltes Regiment

uns gänzlich wird den Rücken kehren,

und die Besatzung hat ein End’.

© Ingrid Herta Drewing

Rosenkavalier

DSCI0085

Und meiner Liebe Rosenlied
erfüllt mich tief, sehnt sich nach dir,
muss immer an dich denken.
Da heiß mein Herz für dich erglüht,
möcht’ ich mit diesen Rosen hier,
in jeder Blüte für und für
dir Freude, Liebe schenken.

Doch ihr erschien er, seine Liebe,
wohl antiquiert und angestaubt,
sie hat ihm nicht ein Wort geglaubt,
wollt‘ nicht, dass er noch bliebe.
So ging er mit den Rosen fort,
bereit zu einem Blumenmord.

© Ingrid Herta Drewing

Seltsames

Die Kuh

Die Milch macht’s, dachte sich die Kuh

und petzte fest ihr Euter zu,

verwehrte sich der Melkmaschine,

denn sie hasste die Routine.

König

Er hörte, dass der Kunde König,

deshalb nahm Waren sich Herr Wenig,

ohne diese zu bezahlen.

Gestellt vom Detektiv, sein Prahlen:

„Nun zeigt mir einmal, lieber Mann,

den König, der selbst zahlen kann!“

Zufall

Es war kein Zufall, dass er Zufall hieß.

Doch seine Eltern nannten ihn noch Rainer.

Wen wundert ’s, dass dies manche denken ließ,

es habe ihn erwartet wirklich keiner?

Ingrid Herta Drewing

Winterfastnacht

DSCI0004

Der Winter zieht die Fastnachtsmaske an,
tobt gern als Harlekin jetzt durch die Straßen,
bringt hier zu Fall das Kind, die Frau, den Mann,
die, froh gelaunt, die Glätte ganz vergaßen.

Der Mummenschanz ist Winter wohl willkommen,
erfreut sieht er der Narren Schellen, Glanz.
Von Frohsinn, auch von Alkohol benommen,
vollführen sie trotz Kälte ihren Tanz.

Das tobt und ruft und schallt, alles paletti!
Der Zug, der durch die Straßen rollt, erfreut.
Wenn Winter seinen Schnee mischt ins Konfetti,
stört ’s keinen, der hier fröhlich feiert heut.

Die Fastnacht närrisch froh den Blick verrückt;
Sie einzufrieren, keinem Winter glückt.

Ingrid Herta Drewing

Nachricht am Valentinstag

DSCI0001Noch eben wiegte lächelnd ihre Seele
so innig diesen Traum vom Glück.
Nun aber schnürt ihr wilder Schmerz die Kehle,
und Traurigkeit verhüllt den Blick.

Die Nachricht, die sie ahnungslos vernommen,
kann sie noch nicht ermessen ganz:
Tot sei der Liebste, werde nie mehr kommen!
Verloren ist der Sonne Glanz.

Ingrid Herta Drewing

Foto von

Ingmar Drewings „180 ° “

Zeichnung Nr.104

( drewing.de)