Der Stammhalter

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Fritz Spätzle, Graf von Sperlingshausen,
geadelt unter Karl dem Krausen,
legt sehr viel Wert auf seinen Adel,
darum sein Sohn sollt’ ohne Tadel
nun auch den Stammbaum weiter führen
und sich in Punkto Nachwuchs rühren.
Zumal man als bedrohte Art
dem Lande immer teurer ward.
Seine Gemahlin, das stand fest,
war aus dem allerfeinsten Nest.
Nur leider war nach einem Jahr
noch immer kein Stammhalter da.

Familienkonferenz sollt’s regeln.
Man glaubt es kaum,
Fritz sprach von Vögeln,
und Gräfin Spatz beteuert sehr,
wie glücklich sie als Oma wär’.
Sie hoff’, dass in des Sohnes Nest
sich bald was Kleines blicken lässt.
Und als besorgte Gräfin Mutter
verweist sie noch auf gutes Futter,
impft auch der Schwiegertochter ein,
sie müsse zart, zugänglich sein,
damit ihr Sohn ,der Flattergeist,
nicht, auswärts zwitschernd, gern verreist.

Das junge Paar, fast fassungslos,
fragt sich, was schwallen die da bloß?
Wann, wie und wo wir Junge kriegen,
das wird sich weisen; froh wir fliegen
gemeinsam tschilpend durch die Welt
und leben so, wie ’s uns gefällt.
Ingrid Herta Drewing

Foto

Ingmar Drewings Zeichnung

Nr.109″Family Tree“

(drewing.de)


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