Archive for Juli 2010

 
 

Im Blickpunkt

Ja, vieles, was wir auf der Welt bestaunen,
hat Wert nur für die Stunde und den Tag,
für kurze Zeit ins Licht gestellte Launen,
ein Strohfeuer, das wer entzünden mag.

Was lange währt, wächst meistens still, verborgen
und zeigt bescheiden sich trotz seiner Kraft.
Sich zu verschenken, widmend auch dem Morgen,
weicht es auch Schwerem nicht, wenn es erschafft.

So viele Künstler, Forscher und Gelehrte,
im Schatten wirkten sie in ihrer Zeit.
Ihr Werk, das in der Güte sich bewährte,
steht für die Menschheit heute noch bereit.

Wer schärft den Blick uns, lehrt uns, was gediegen,
damit wir nicht der Mode Wahn erliegen.

Ingrid Herta Drewing

Taten

Wer nur in Worten haust, gerät in Not,
auch andre Werke gilt es zu erbringen.
Den Tatenlosen wird das Wort zum Brot,
verstecken sich, verschleiern alle Dinge.

Zwar heißt es, sinnvoll alles zu bedenken;
jedoch nicht auszusitzen alle Zeit.
Es darf nicht sein, die Zukunft zu verschenken,
weil man zu klugem Handeln nicht bereit!

Ingrid Herta Drewing

Jugendliebe

Heut’  sah ich dich im Traume, und ein Sinnen

ergriff in Wehmut mich, als ich erwacht.

Wie kann, was längst vergangen, neu beginnen,

eindringen in mein Herz, so unbedacht?

Mein Herz, das laut nun pocht und aufbegehrt

und Wünsche weckt, die lange schon verjährt?

Zu gerne würde ich dir noch begegnen,

den Schlüssel finden für das Zaubertor,

es öffnen, hin zum Garten, den wir hegten,

bis sich der Tag im Rosenhain verlor.

Die goldnen Jugendtage weilen dort

und flüstern zärtlich manches liebe Wort.

Und immer, wenn ich heute an dich denke,

erscheint mir unsre Zeit als süßer Traum,

zeigt Bilder, die die Sehnsucht als Geschenke

sich zart bewahrt in einem heil’gen Raum.

In einem Hort, der liebend sich genügt

und sanft erinnernd meine Seele wiegt.

Ingrid Herta Drewing

Sommerspur

Jetzt schreibt der Sommer sich in den Kalender,
steht golden Pate an der Sonnenuhr,
entpuppt sich aber hitzig als Verschwender
und hinterlässt uns seine heiße Spur.

Getreidehalme, gelb, nach Wasser lechzend
und dürre, kleine Körner tragend nur.
Die Wälder glühend unter Bränden ächzend,
zu trocken ist ’s, es leidet die Natur.

So manches Bachbett muss das Wasser missen,
die Quelle tröpfelt, fast ist sie versiegt.
Die Schifffahrt weiß nicht weiter auf den Flüssen,
kaum Wasser unterm Kiel, und sie erliegt.

Der Permafrost und auch die Gletscher tauen,
das lässt uns grübelnd in die Zukunft schauen.

Ingrid Herta Drewing

Lebenszeit

Die Jahre sind so schnell dahin gegangen,
die Binsenweisheit, die das Leben lehrt.
Kaum hat ein Leben leuchtend angefangen,
ist es vorbei, fällt welkend hin zur Erd’.

Zum Glück muss man es nicht gerafft erleben.
Die Zeit, sie zieht sich in der Kindheit hin,
auch in der Jugend Glück, wenn wir erbeben,
sind wir dem Augenblick verhaftet, froh der Sinn.

Auch lernen wir, das Dasein zu gestalten,
und filtern, was uns wesentlich, heraus.
Die so gefüllte Zeit, ein sorgsam Walten,
schenkt uns Geborgenheit, wir sind zu Haus

Drum würde man gern immer hier verweilen,
jedoch das Leben muss zu neuen Ufern eilen.

Ingrid Herta Drewing

Vor Sonnenaufgang

Wie ich sie liebe, diese Stille,

wenn Tag und Nacht einander grüßen,

bevor der Sonne goldne Fülle

wird strahlend sich ins Tal ergießen.

Ein Dämmern, zarter Wimpernschlag,

und sanft erblickt die kleine Welt

im Morgenlicht den jungen Tag.

Die Lerche singt, steigt hoch im Feld.

Schon bald erklingen tausend Stimmen

in einem hellen Jubelchor.

Das Leben will sich freudig trimmen

und steht erwartungsvoll am Tor.

Ingrid Herta Drewing

Nach dem Regen

Jetzt weht hier wieder frische Luft,

der Tag klatscht in die Hände.

Mir ist, als ob nun fände

die Stunde ihren zarten Duft

in diesem Stadt-Gelände.

Der Regen gestern hat ’s geschafft,

die Hitze, Staub vertrieben,

und klar ist uns geblieben

das Hoffnungsgrün, der Pflanzen Kraft,

das Blühen, das wir lieben.

In  jedem Garten klingt ein Lied,

das muntre Vögel singen,

sich flugs auf Bäume schwingen.

Uns Menschen lacht ein froh’ Gemüt.

So wird uns nichts misslingen.

Ingrid  Herta Drewing



Sommermorgen

Das ist ein Sommermorgen, den ich mag.
Ein klarer Himmel grüßt in hellem Blau.
Die Schwalben tanzen schwebend in den Tag,
vom Fluss her bringt der Wind ein Lüftchen lau.

Die Sonne, kaum erwacht, gefällt sich strahlend,
blickt zärtlich lächelnd auf die kleine Stadt,
die goldnen Grüße auf die Fenster malend,
bis ihren Weckruf man vernommen hat.

Nun findet Leben seine Spur, versonnen,
ins Licht noch blinzelnd, steht es langsam auf.
Der Alltag winkt, die Arbeit wird begonnen,
ein neuer Tag nimmt sanft nun seinen Lauf.

Ein Tag, der schon am Morgen Freude bringt
und lieblich in des Sommers Armen schwingt.

Ingrid Herta Drewing

Krone der Schöpfung

Die Kröte in dem dunklen Erd-Zuhause,

sie weiß, wie sie sich vor der Sonne schützt.

Der Sommerhitze brütend wildem Grause

entgeht sie so im Kühlen, recht gewitzt.

Doch mancher Mensch lässt sich recht gerne grillen

und legt sich bar an heißen Sonnenstrand;

den Schönheitswahn der Bräune dort zu stillen,

verleugnet er Gefahren, die bekannt.

So wider bessres Wissen falsch zu handeln,

schafft diese Schöpfungskrone jederzeit.

Kein Tier, das mit uns muss auf Erden wandeln,

gebärdet sich so dumm im Hochmutskleid.

Wir, die die Umwelt unentwegt zerstören,

entpuppen uns als Fehler der Natur,

wenn wir nicht endlich auf die Mahner hören,

die Umwelt schonen, finden rechte Spur.

Natur kann ohne uns wohl immer sein;

wir aber sind nur Teil von ihr und klein.

Ingrid Herta Drewing

Dornröschen

Die Muse ruht, der Hitze ist ’s geschuldet;
nur schläfrig blinzelnd nimmt sie alles wahr.
Was sonst poetisch Aufschub nicht geduldet,
das wirkt nun müde, fast der Worte bar.

Im Schatten lockt jedoch ein zartes Lächeln,
wo eine frische Brise weht vom Fluss,
und ich genieße dieses Windes Fächeln,
das meine Wange streift als zarter Kuss.

Der Kuss, der meine Lebensgeister weckt,
den Wunsch, es mögen hell die Worte walten.
In Bild und Klang Gedanke sich entdeckt,
und lässt in Versen, Reimen sich gestalten.

So bringt der Hitze Fluch nicht den Verzicht,
die gute Fee schenkt Traum mir und Gedicht.

Ingrid Herta Drewing