Vogelscheuche

Des Löwenzahns Laternen sind erloschen;
Die Schirmchen hat der Herbstwind weggeweht
Der letzten Ernte Korn ist schon gedroschen.
Die Vogelscheuche einsam dort noch steht.

Im Frühling hatten hier zwei muntre Spatzen
in ihrem Hut ein kleines Nest gebaut,
bis aus der Nachbarschaft die Streuner-Katze
auf ihrer Jagd einmal vorbei geschaut.

Die Katze hat die Sperlinge vertrieben,
auch zog kein andrer Vogel in das Nest,
das im zerbeulten Hut noch gut geblieben
und Eier barg, versteckt für ’s Osterfest.

Nun fegen raue Winde über ’s Feld.
Sie haben Hut und Nest flugs mitgenommen.
Der Scheuche Strohhaar leuchtet goldengelb,
doch ohne Hut wirkt sie so unvollkommen.

Die Kinder haben das sehr schnell bemerkt
und bringen ihr ’ne rote Zipfelmütze.
Der Vogelscheuchenmann, der so gestärkt,
blickt stolz nun in den Tag wie Michels Fritze.

Ingrid Herta Drewing


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