Geheimnivoller See

Wo in des Wassers Tiefe Strudel drängen,
da ist des Nöcks dämonisches Zuhause.
Er lauscht der Wassernixen Chorgesänge,
bewacht des nahen Wildbachs Brausen,
der dort stürzt durch des Tobels Enge.

Nur selten tönt der Nixen Weise;
doch, wenn in sanftem Vollmondschimmer
hell glänzend grüßt geheimnisvoll der See,
sieht man sie dort auf Felsen flimmern
und hört ihr leises Singen, süß und weh.

Sie singen zärtlich von der Liebe, frühem Tod
des Jünglings, der in Sturmes Not
hier auf dem Weg zur Liebsten einst ertrunken,
und seiner Braut im Hochzeitsboot,
die dann im Sehnsuchtsschmerz,
ihn suchend , auch im dunklen See versunken.

Und dennoch hat die Sage zu berichten,
im Reich des Nöck sei glücklich nun das Paar
vereint, wie einst es wohl ihr Wille war.
Ein alter Fischer weiß um die Geschichte,
behauptet kühn, dass er die beiden sah.

In einer klaren Vollmondnacht wie heute
hab’ er sie tanzen sehn im Wasser nah dem Wald

in ihrer jugendschönen Wohlgestalt,
und ihre überird’sche Liebesfreude
sei dort als Echo ihrer Stimmen widerhallt.

Ingrid Drewing


Tags:

 
 
 

Schreibe einen Kommentar