Die Hütli in Utopia

Ich hatte kürzlich einen Traum,
der schien mir wunderbar.
Ein Zwergenvolk, ich glaubt’ es kaum,
das wohnte unterm Apfelbaum,
wo ’s recht gemütlich war.

Nein, Gartenzwerge waren ’s nicht,
gebrannter Ton, bemalt,
Hier diese waren echte Wicht’,
ich sah sie nah’ von Angesicht,
und das ist nicht geprahlt.

Sie hatten sich schön eingerichtet,
ihr Haus gedeckt mit Moos,
die Wände sehr gut abgedichtet
und auch auf Fenster nicht verzichtet,
zwar waren sie nicht groß.

Sie lebten friedlich, ohne Geld,
versorgt von der Natur.
Ein Apfel, der herunterfällt,
wird schnell von ihnen weggestellt.
Verschwendung, nicht die Spur!

Gemeinsam werkeln sie und schaffen
das, was für sie ihr täglich Brot.
Und keiner faulenzt, träg‘ beim Gaffen,
nicht einer will nur für sich raffen,
und niemand leidet Not.

Sie brauchen kein Automobil,
es reichen Schusters Räppchen.
Auch nervt sie keiner Mode Stil.
Sie gehen gerne in Zivil
und tragen Fingerhüt’ als Käppchen.

Ich fragte, wer das Sagen habe,
da lachten sie hell auf.
Sie fanden seltsam meine Frage,
weil sie ihr Los gemeinsam tragen,
entscheiden seinen Lauf.

Sie haben ihre kleine Welt
gemeinsam gut im Griff.
Hat sich was Schlimmes eingestellt,
sei es, dass zu viel Regen fällt,
dann gehen sie auf ’s Schiff.

Wie Noah einst der Flut entkam
und mit ihm viel Getier,
das er mit auf die Arche nahm,
obgleich nicht alle Tiere zahm,
so machen ’s Hütli hier.

Ihr Leben zeigte mir sehr gut,
man kann gemeinsam siegen
und muss sich nicht verbiegen,
noch heucheln und betrügen,
nicht wachsam, ständig auf der Hut
mit anderen bekriegen.

© Ingrid Herta Drewing


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