Gegen das alte Konterfei

Ach, die alten Ungeheuer
werden neu beschworen.
Mancher sieht sie schon am Steuer.
Was uns heilig, lieb und teuer,
findet taube Ohren.

Ruft sie nicht, die dunklen Geister,
gebt hier nichts verloren!
Wischt ihn weg den zähen Kleister,
seid selbst eures Lebens Meister,
wehrt den tumben Toren!

Ja, geht aufrecht, aufgeklärte
Wesen, unverfroren!
Toleriert nicht, was zerstörte
inhuman, fern unsrer Werte!
Seid der Menschlichkeit Sensoren!

© Ingrid Herta Drewing, 2015

Reformationstag 2012

Nach jenen frühen, kalten Nebeltagen
wird uns geschickt dies‘ lichte Sonnenglück,
die Wärme;und des Himmels klares Sagen
holt heute uns den goldnen Herbst zurück.

Fast hätte ihn hier Winter gar verprellt
mit seinen rauen, frostigen Allüren.
Doch nun erstrahlt die bunte Blätterwelt,
darf leuchtend ihre Farben präsentieren.

Der helle Herbsttag passt zu dem Gedenken
an Luther,der in klarem, festem Glauben
gehandelt, uns die Bibel konnte schenken
auf Deutsch, das eigne Lesen zu erlauben.

Auf diesem Weg führte Reformation
zur Aufklärung aus dunkler Tradition.

© Ingrid Herta Drewing

Fremdbestimmt

Sind wir zu satt und matt, uns zu empören,
die Hände vor den Augen, spielend blind,
weil wir uns fast schon selbst nicht mehr gehören,
und längst verbucht, verkauft, vermarktet sind?

Ein jeder unsrer Schritte wird geortet,
das Navi sucht uns passend Wege aus.
Wir werden gläsern, ahnungslos gehortet
und rufen die Gespenster noch ins Haus.

Wir hängen in der netten Spinne Netze,
die unsichtbar in ihren Bann uns zieht.
Willfährig sind wir ihre Beute, Schätze,
die dafür sorgen, dass ihr Mammon blüht.

Entflechten sich, selbst denken, sich befreien!
Die neue Aufklärung stünd’ zu Gebot;
die Fäden lösen, Leben nicht verleihen,
entkommen einem Marionettentod.

© Ingrid Herta Drewing