Bärli beim Lachsfang

Bärli liebt das Baden sehr
im frischen Bach, doch noch viel mehr
mag er es, wenn in den Schnellen
Jagd ist auf die Lachsforellen.

Mama und noch andre Bären
sammeln Fische zum Verzehren,
die sie ohne großes Bangen
sehr geschickt im Flusse fangen.

Mama zeigt ihm, wie es geht,
auch wo er am besten steht,
um den wilden Männerbären
ihren Zutritt nicht zu wehren.
Mahnt, dass sich ihr Bärli hält
und nicht in den Strudel fällt.
„Bleib am besten dicht bei mir,
dies, mein Bärli, rat ich dir!“

Bärli sieht die Lachse springen,
denkt, es sollt ihm auch gelingen
dort am kleinen Wasserfall
wie den großen Bärenjungen;
die sind auf dem Baumstamm all,
fischend, fröhlich ungezwungen.

Doch kaum ist er angekommen,
fühlt er sich doch sehr beklommen.
Auf dem Baumstamm balancieren
und die Fische schikanieren,
ist doch schwerer, als gedacht.
Als man ihn dann ausgelacht,
läuft er voller Übermut
ganz nah an des Wassers Flut.

Bevor der Fischfang richtig flutscht,
ist Bärli plötzlich ausgerutscht,
fällt ins Wasser tief hinein
und fängt brummig an zu schrei’n.

Die Bärenmutter holt zum Glück
ihn aus dem Wasser schnell zurück, sagt:
“Bärli, viel musst du noch lernen,
bevor du dich kannst weit entfernen.
Auch solltest du nichts Dummes machen,
nur weil die andern Dummen lachen!“

Und Bärli brummt nun sehr verständig,
zum Glück ist er ja noch lebendig.

© Ingrid Herta Drewing

Mensch und Natur II

Schon immer ringt der Mensch mit der Natur,
und er versucht, sich über sie zu heben;
der Erdenlastigkeit will er entschweben,
entwickelt seit Jahrtausenden Kultur.

Jedoch, bei Licht besehen, muss man sagen,
dass er sie nachahmt, ihr viel abgeschaut.
Im Zwiegespräch mit ihr erwachsen Fragen;
oft zeigt Natur die Antwort traut, auch laut.

Wen wundert’s,sind wir Menschen doch ein Teil
in diesem rätselhaften Erdenleben
und dürfen hier für eine kleine Weil‘
auf diesem blauen Glück durch’s Weltall schweben.

Wenn wir da mit Natur in Einklang leben,
das Bleiberecht nicht nachlässig vergeben.

© Ingrid Herta Drewing