Archive for Dezember 2021

 
 

Falscher Nikolaus


Wer schleicht bei Nacht dort um das Haus,
wo längst schon schlafen Mann und Maus
sowie die Mieze auf der Matte?
Der Ede ist ’s, als Nikolaus
hat sich verkleidet diese Ratte.


Statt, was zu bringen, will er ’s holen,
bricht ein und geht auf leisen Sohlen
jetzt zielstrebig zur Küche hin.
Doch plötzlich knarren laut die Bohlen,
das hört der Wachhund Rasputin.


Er hebt den Kopf, die Schnauze, schnüffelt,
bemerkt, dass es nach Ratte müffelt
und nimmt sogleich schnell auf die Spur.
Dieweil der Ede, der gern süffelt,
ausgiebig trinkt vom Whiskey pur.


Als ihm, fidel, ein großer Schinken
dort auf dem Tisch nun scheint zu winken,
da freut er sich auf fette Beute,
beendet sodann auch sein Trinken,
um ’s Diebesgut zu sichern heute.


Jedoch leicht ist das nicht zu stehlen.
Um nicht den Braten zu verfehlen,
muss Ede springen von ’nem Hocker
dort auf den Tisch; er kann’s nicht wählen,
dabei stört das Kostüm, das locker.


So bleibt er am Adventskranz hängen
und seine Mütze fliegt um Längen
an Tisch und Schinken flugs vorbei
auf Rasputin, der in dem engen
Bereich sucht, wo die Ratte sei.


Der Hund beginnt jetzt laut zu bellen,
versucht den Ede so zu stellen
und hofft, dass Herrchen komm‘ herbei.
Schon hört auch Ede Rufe gellen,
befürchtet, alles sei vorbei.


Er kann sich aus der Jacke lösen,
indem er öffnet alle Ösen
und rennt hinaus, so schnell er kann.
Den Hund schimpft dann danach als Bösen
und Störenfried der Herr von Tann.

„Nein, Rasputin, das lass dir sagen,
dir nutzt kein Bellen oder Klagen;
der Schinken hier ist nicht für dich.
Zu nehmen ihn, soll niemand wagen,
der ist für Gäste und für mich!“


Was Ede hinterher noch machte,
ob er leis murrte oder lachte,
das weiß allein der Nikolaus,
der noch an diesem Abend wachte,
die Strümpfe füllte in dem Haus.


© Text: Ingrid Herta Drewing,
Bild: Ingmar Drewing

Warten auf Sankt Nikolaus

Es fällt der Schnee in dicken Flocken,
wild wirbeln, stieben sie um ’s Haus.
Am Fenster Jan und Tine hocken;
sie warten auf Sankt Nikolaus.

Sie haben am Kamin die Socken
gut sichtbar für ihn aufgehängt.
Nun fürchten sie, er komm‘ ins Stocken,
im Sturm vom Wege abgedrängt.

„Lasst uns die Kerze hier anzünden,
damit sie weise ihm den Weg!“,
rät Mutter, „ dann wird er euch finden,
dieweil ihr euch zum Schlafen legt!“

Schon strahlt das Licht in weite Ferne,
beruhigt geh’n Tine, Jan zu Bett
und träumen von dem Weihnachtssterne,
der stets den Weg gewiesen hätt‘.

Und als sie dann erwacht am Morgen,
die Sonne hell vom Himmel lacht;
vergangen sind des Vortags Sorgen,
Sankt Nikolaus hat sie bedacht.

Nicht nur die prall gefüllten Socken
mit Plätzchen, Nüssen, Äpfeln hier,
auch Puppenkind und Lego locken:
„ Komm, liebes Kind, und spiel mit mir!“

© Bild u.Text: Ingrid Herta Drewing,

Winterlich

Es haben Frost und Nebelnacht
gewirkt den Blättern zarte Spitzen.
Der Raureif ziert den Efeu sacht,
der weiß gerändert darf aufblitzen.

Er liegt da auf der Brücke Stein,
darf grün sich in den Morgen malen
und in des Winters Sonnenschein
sein Pflanzenleben hier ausstrahlen.



Der Teich trägt eine Haut aus Eis.
Sie schließt die Blattflottille ein,
die gestern hier noch schwamm ganz leis
und jetzt glänzt in kristall’nem Sein.

Ganz fremd erscheint in diesem Bild
der Ruf der Halsband-Sittich‘-Scharen,
die heute von der Sonne mild
verlockt, recht froh zugegen waren.

© Fotos u.Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Nerotal

Dezember-Beginn

Der Raureif deckt der Weide schüttern‘ Haar,
und eine Haut aus Eis trägt nun der See,
dem unlängst zahlreich Wasservögel nah,
als man so farbenfroh den Herbst noch sah.
Doch herrschen hier jetzt Frost und Nebelfee.

Wo golden leuchtend Laub den Blick verwöhnte,
liegt stumm der Park, in dichtes Grau gehüllt.
Der Amsel helles Lied, das schön ertönte,
sogar die Krähe, die dem Krächzen frönte,
sie schweigen; wie verlassen, wirkt das Bild.

Da sehnst du dich nach klaren Wintertagen,
wenn Sonnenschein erglänzen lässt den Schnee,
die trübe Zeit vorbei ist, das Verzagen
vergeht, weicht einem wohligen Behagen,
und Sterne des Advent glüh’n in der Höh‘.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

De brennende Adventskranz

VORSICHT, wenn die Kerzen brennen!

(Mundart und Hochdeutsch)

Wie’s üblisch, hott sisch aach de Franz
gebassdelt schee sein Adventskranz
aus duffdisch griene Tannezweische,
die um den Strohkreis er deet streische.
Druff kaame Schleifscher, Kerrze,vier,
unn ferdisch war die Zimmer-Zier.

Unn jeden Sonndaach im Advent
neu für de Franz e Kerrzje brennt
Aach knisderts, knusperts im Kamin,
wo feuerrot dess Holz am Glühn.
Franz hockt dann uff de Couch, trinkt Woi,
sei Katz deneeber, schnurrt debei.

Wie schee des Kerrzelicht heut brennt!
De Franz merkt’s nitt, is eigepennt,
liescht uff de Couch, lang ausgestreckt.
De Schlof kam schnell; nitt zugedeckt,
schnarscht’s Fränzje do in Morpheus Arme,
seescht Wälder ab zum Gott erbarme.

Doch friert er nitt an Brust unn Arm;
die Kerrzeflamme strahle warm,
verströme hier ihr lauschisch Licht.
De Kranz steht uffem Disch, ganz discht,
wo jetzt zwei gut besockte Füße
sich nähern, um se zu begrüße.

Schon schubsterr mittem Fuß, wie dumm,
ans von de Kerrzjer a unn um.
Dess Wachs, dess fließt, die Katz,die rennt.
Sie sieht de Kranz, der aach schon brennt,
rieft laut de Franz,ganz furchtbar maunzt;
jedoch der Kerl, der pennt nur, raunzt.

Do, endlisch, als asch heiß bedrängt
sein linge Sogge Feuer fängt,
aach tobt unn schreit sei Katzevieh
werrderr doch wach, verdutzt wie nie.
Fluggs springder uff, bemergd dess Feuer,
die Flamme lodern ungeheuer.

Zum Glick finderr die Brandschschutzdeck‘
unn Feuerlöscher in de Eck,
unn kann dann doch den Brand noch hemme,
dess Feuer schließlich ganz eidämme.
Sei Katz sitzt derweil do vor’m Fenster
und scheut de Restrauch wie Gespenster.

Verrußt dess Zimmer, schwazz de Disch;
wass noch vor korzem grie unn frisch,
dess müffelt fies, verkohlt,verbrannt.
De Franz, jetzt widder bei Verstand,
räumt uff unn schmeißt den Asche-Dreck
schnell uff de Müll, do isser weg.

Dann streichelt er sei Katz.Noch blass
vom Schreck gezeischend, waas er, dass
sie ihn, den Leichtsinn fast geplättet,
durch ihre Wachsamkeit geretttet.
„ Ja“, säscht er sich, „ so manches Tier
iss doch oft schlauer als wie wir.“

DER BRENNENDE ADVENTSKRANZ ( hochdeutsche Version)

Es hatte Franz Ernst Anton Schanz
sich schön gebastelt einen Kranz
aus duftend grünen, jungen Fichten.
Sie sollten es nun festlich richten,
geschmückt mit roten Kerzen,vier,
für den Advent als Zimmers Zier.

Und jeden Sonntag im Advent,
für Franz nun neu ein Kerzchen brennt.
Auch knistert’s wohlig im Kamin,
wo feurig rot die Scheite glüh’n.
Versonnen sitzt er, ruht sich aus,
mit seinem Kater Stanislaus.

Wie schön der Kerzen Licht heut‘ brennt!
Er merkt’s nicht mehr, ist eingepennt,
liegt auf der Couch, lang ausgestreckt.
Der Schlaf kam schnell, nicht zugedeckt,
schnarcht er dort, tief in Morpheus‘ Armen,
sägt Wälder ab, ’s ist zum Erbarmen!

Doch friert er nicht, kennt keinen Harm;
die Kerzenflammen strahlen warm,
verströmen hier ihr lauschig‘ Licht.
Der Kranz steht auf dem Tisch, ganz dicht,
wo jetzt des Schläfers beide Füße
sich nähern, um sie zu begrüßen.

Schon stößt er mit dem Fuß, wie dumm,
dort eine Kerze an und um.
Es fließt das Wachs, der Kater rennt,
er sieht den Kranz, der hellauf brennt,
ruft laut den Franz, ganz kläglich maunzt,
doch dieser regt sich kaum und raunzt.

Da endlich, als, zu heiß bedrängt,
sein linker Fuß nun Feuer fängt,
erwacht er aus der Lethargie,
zumal der Kater schreit wie nie.
Flugs springt er auf, erkennt, dass Feuer
schon speit hier Flammen ungeheuer.

Zum Glück sind eine Brandschutz-Decke,
ein Feuerlöscher in der Ecke,
womit den Brand er schließlich hemmt,
bis ganz das Feuer eingedämmt.
Der Stanislaus sitzt still am Fenster,
er scheut des Rauches Rest-Gespenster.

Verrußt das Zimmer, schwarz der Tisch,
was kürzlich noch roch waldesfrisch,
das müffelt nun verkohlt, verbrannt,
Franz Ernst, der jetzt klar bei Verstand,
räumt auf und wirft den Asche-Dreck
schnell auf den Müll, damit er weg.

Dann streichelt er den Kater, blass
vom Schreck gezeichnet, weiß wohl, dass
der ihn, den Leichtsinn so geplättet,
durch seine Wachsamkeit gerettet.
“ Ja“,sagt er sich,“ so manches Tier
erweist sich schlauer oft als wir.“

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing