Seneca

Im Geiste frei
wollte er Nero lehren,
was Herrschen sei,
zum rechten Maß bekehren.
Ein Kaiserbild
für Bürger mild,
dem Wohle Roms zur Ehre,
dass er der Feigheit wehre.
Das Potentatentum
sei nichts für trägen Ruhm!
Die Macht als Stütze
dem Staate nütze!
Lucius erscheint
als Neros Freund.

Wie mocht‘ es sein,
musst’s ihm nicht widerstreben,
tagaus, tagein
in falschem Licht zu leben,
das Willkür prägt,
die wenig wägt,
sich sonnt in eitlem Glanz,
in Hochmut, Arroganz
und Pomp, Verschwendung frönt,
dem Wahren ganz entwöhnt,
sich selbst wähnt gar als Gott,
bestärkt vom Schmeichlerwort?

Auch ein Komplott
konnt‘ nicht vom Wahn befreien.
Der Kaiser-Gott
ließ Gnad‘ ihm angedeihen,
befahl im Spott
Selbsttötungsmord.

© Ingrid Herta Drewing


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