Abschied

Es griff die Nacht dir in dein goldnes Haar,
kein Silbermond ließ glänzend es erstrahlen,
und dein Gesicht so blass, wie ich ’s nie sah,
der Schmerz sich traurig in den Blicken malend.

Auch ich stand stumm, mir zitterte die Hand,
die ich dir reichte; meine Lippen bebten,
als sie dein Kuss noch einmal zärtlich fand,
und unser Atemhauch in Kälte schwebte.

Wir wussten nicht, ob wir uns wieder sehen,
gestohlen ward uns unsre beste Zeit.
Dann rief man dich, du musstest sehr schnell gehen,
und wir erahnten, dieser Weg führt weit.

Noch heute sehe ich im Traum oft dein Gesicht
und deinen Abschiedsblick, ein fernes Licht.

Ingrid Herta Drewing


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