Ver – rückter Sommer

Welch ein verrücktes Jahr!
Jetzt fällt ’s dem Sommer plötzlich ein,
dass er vergessen hatte, da zu sein.
Nachdem er seine Jahreszeit verschlafen,
verdrängt er nun den Frühherbst, diesen braven,
der schon, gesteuert hin zum Ernteziel,
begonnen hat mit seinem Farbenspiel.

Nun trumpft der Sommer auf,
und hitzig schubst er ihn zur Seite,
dass ihm die Hoheit nicht entgleite.
Erstaunt die Kinder fragen:“ Was willst du?
Du kommst zu spät, die Freibäder sind zu!
Auch unsre Ferien, lange schon vorbei,
ertranken fast im Regeneinerlei.

Jetzt ist die Drachenzeit!
Sie sollen hoch am Himmel schweben,
und keiner möchte gern in Hitze kleben.
Drum, Sommer, zeig’ ein freundliches Gesicht,
denn schwitzen wollen wir nun wirklich nicht!“

Beschämt gibt sich der späte Sommer mild
und fügt sich ein ins goldne Frühherbstbild.

© Ingrid Herta Drewing


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