Nachkriegskindheit

Wir träumten einst von Tarzan und Phantom
und schwangen uns im Geiste an Lianen
durch Dschungel, endlos, siegten in Gefahr,
die Comic-Heftchen ließen ’s uns erahnen.

Verboten in der Schule, doch wir Kinder,
oft unbewacht in jener Trümmerwelt,
wir waren darin unsres Glückes Finder,
und fanden dann in Tarzan unsren Held’.

Er kämpfte, nur mit einem kleinen Messer,
mit Riesenkraken, die am Meeresgrund
die Arme um ihn schlangen, er war besser,
war kaum verletzt und strahlte stets gesund.

Um uns herum, da herrschten Elend, Not.
Den Kriegversehrten fehlten oft auch Glieder,
und viele Väter war’n vermisst, auch tot.
Wer da war, der sang keine Heldenlieder.

Wir Kinder, Lebenskünstler, fanden Raum;
uns schenkte Phantasie den hellen Traum.

Ingrid Herta Drewing