Herbsterwartung

Version 2

Der Sommer bleibt noch im Gelände,
verweilt in seinem grünen Haus.
Doch Herbst schon lauert, meint, das fände
zu farblos er, reibt sich die Hände,
kennt sich als Maler bestens aus.

Bald wird er seinen Pinsel schwingen;
zunächst wählt Goldgelb er als Ton,
lässt tausend Farbnuancen klingen,
färbt Busch und Bäume, mag erbringen
den Abschied warm, der Pflanzen Lohn.

Sodann entfacht er seine Brände,
da leuchtet’s hell und dunkelrot,
der Wilde Wein befeuert Wände
und Ahorns Blätter, ohne Ende,
ein Schwelgen, das im Lichte loht.

Bald lädt er ein zu muntren Tänzen
die wilden Stürme, die gewillt,
das herbstlich Bild hier zu ergänzen
mit Blätterwirbeln kühn zu glänzen,
auf dass so sei sein Ziel erfüllt.

Der Spätherbst, müde von den Spielen,
zieht sanft den Nebelvorhang zu.
Die kahlen Bäume Feuchte fühlen,
bis,schützend sie vor allem Kühlen,
im Schneepelz wirkt des Winters Ruh‘.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing,2017