Sommer im Rabengrund

Der Rabengrund als Lichtung sich ausweitet,
dort, wo des Schwarzbachs Quelle klar entspringt.
Die Wiese sanft auf Hügeln sich ausbreitet,
in einen grünen Traum den Blick hier leitet,
wo Leben hell im Sommer schwingt und singt.

Als hätten früh am Morgen Elfen, Feen
ihr Blumenvolk geweckt, um aufzublüh’n,
sich lassen Floras Kinder farbschön sehen,
Lichtnelken, Knabenkraut, die Orchideen,
und lieblich Mädesüßes Düfte zieh’n,

Die Sommer-Sonne scheint, und Schlehen
sich runden grün zu ihrem späten Blau
in Dornen-Hecken, die wie Inseln stehen,
als trotzten sie dem Wiesenwogen-Wehen.
Vom Wald her weht ein Lüftchen zärtlich lau.

Beschaulich weil ich auf der Bank im Schatten,
genieße hier der Mittagsstunde Ruh‘.
Die Gräser sirren, streifen mein Ermatten,
von fern die Grille zirpt, will ’s gern gestatten
und höre still dem Wiesen-Summen zu.

© Text: Ingrid Herta Drewing
Foto: Pixabay

In Wiesbadens Rabengrund

Noch schmückt des Morgens Tau die Blütenwiese,
ein Glitzern, Schimmern hell im Sonnenlicht,
als ob ein Elfenreigen sanft verhieße,
dass hier ein goldner Tag von Wonne spricht.

Schon bald ertönt das Zirpen einer Grille,
das wie ein Weckruf gilt dem Jubelchor,
der nun erwacht, erklingt, durchdringt die Stille:
die Immen summen, Lerche steigt empor.

Ein Lobgesang, die Schöpfung schön zu preisen,
stimmt Kuckucks Ruf und Amsel-Lied mit ein;
auch der Gesang der kleinen blauen Meisen,
schallt aus dem Schlehen-Busch am Wiesenrain.

So mag ein Sommertag beschaulich nun beginnen,
den ich genießen darf mit allen Sinnen.

©  Text: Ingrid Herta Drewing,

Foto: Waltraud Katherina Schwefer

In Wiesbadens Rabengrund

Der Sommerwind streift zärtlich durch die Wiese
und kämmt ihr sanft das grüne Blumenhaar.
Ich stehe, sehe, fühl’ im Paradiese
mich hier in dieser Luft, die sonnenklar.

Am Taunushang im lichten Rabengrund,
umgeben von Kastanien, hohen Buchen,
erleb’ ich die Natur im weiten Rund
und finde, was in Fernen andre suchen.

Die Rehe äsen hier zur Abendstunde,
sie finden vor der Dämmerung sich ein,
wenn weithin Stille herrscht, und keine Kunde
von Wanderern nun trübt ihr traulich’ Sein.

Ergriffen schaue ich auf dieses Bild,
und Freude, Glück und Demut mich erfüllt.

Ingrid Herta Drewing