Wiesbaden im Jahreslauf

Im Frühling, Mai, dein zartes Lächeln,
im Sommergrün ein Lichtgetränk,
noch im September mildes Fächeln
und golden nun dies Herbstgeschenk!

So lieblich grüßt du uns Wiesbaden,
du Stadt, am Taunushang verzweigt,
magst Gäste gern, sie einzuladen
gelobt der Rhein, sich westwärts neigt.

Jetzt strahlen alle Berge, Hänge;
ein Indian Summer lädt uns ein.
Noch zeigt sich hier nicht Nebels Enge,
Blauhimmeltage, klar und rein!

Da mag man gern im Freien weilen
in Park und Garten, Wald und Feld,
des Historismus Kunst zeigt Zeilen,
er und Natur verschönt die Welt.

Meist ist der Winter uns gewogen,
zeigt sich nur kurz mit Frost und Schnee.
Die Vögel, die nicht südwärts zogen,
sie zwitschern früh schon in der Höh‘.

Doch auch der Sportsfreund muss nicht darben,
mit Loipen lädt die Platte ein,
zeigt sich in weißen Winterfarben,
ermöglicht rodeln, Skifahr’n fein.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,2016dscn6586-1

Wiesbadens Erbe

Da zwischen Busch und Bäumen scheint es auf,
Fürst Bismarcks Denkmal, Patina behaucht!
Auf Wanderer und Jogger hier im Lauf
wirkt die Gelassenheit, wenn er auftaucht.

Erinnert an die Zeit der Gründerjahre,
als alle Welt hier kurte in der Stadt,
und man des Kaisers Nähe wollt‘ erfahren,
der sich hier häufig eingefunden hatt‘.

Noch künden Villen, Historismus-Bauten
von jenem Flair und Fin de Siècle-Zeit.
Wiesbadens Bürger mögen diese trauten
Fassaden, die uns täglich doch Geleit.

Die Stadt am Taunushang und Rhein gelegen
darf trotz Moderne auch dies Erbe hegen.

© Ingrid Herta Drewing,2015

Wintersonntagmorgen in Wiesbaden

Ein blauer Morgen steigt aus grauem Matt‘,
und weckt die kleine Stadt, die regenmüde
noch gestern träumend sich verborgen hat
und sich nun freundlich zeigt in ihrer Güte.

Die goldnen Türme auf dem Berge leuchten;
das Denkmal einer Liebe, das schön spricht,
sich hell erhebt aus allem Nebelfeuchten,
die Stadt hier überstrahlt im Sonnenlicht.

Am Taunushang im Immergrün geborgen,
mit ihrer warmen Quellen sanftem Hauch
begrüßt Wiesbaden diesen kühlen Morgen.
In Pirouetten tanzt ein zarter Rauch.

Und rostrot ragt am Markt dort hoch empor
der Dom.Zu Orgelklang singt klar der Chor.

© Ingrid Herta Drewing,2015

In Wiesbadens Rabengrund

Der Sommerwind streift zärtlich durch die Wiese
und kämmt ihr sanft das grüne Blumenhaar.
Ich stehe, sehe, fühl’ im Paradiese
mich hier in dieser Luft, die sonnenklar.

Am Taunushang im lichten Rabengrund,
umgeben von Kastanien, hohen Buchen,
erleb’ ich die Natur im weiten Rund
und finde, was in Fernen andre suchen.

Die Rehe äsen hier zur Abendstunde,
sie finden vor der Dämmerung sich ein,
wenn weithin Stille herrscht, und keine Kunde
von Wanderern nun trübt ihr traulich’ Sein.

Ergriffen schaue ich auf dieses Bild,
und Freude, Glück und Demut mich erfüllt.

Ingrid Herta Drewing