Tagesende

Am Abendhimmel
tanzen schwebend die Schwalben.
Rot sinkt die Sonne.

Und der erste Stern,
Venus, erglänzt dort im Blau,
kündigt an die Nacht.

© Ingrid Herta Drewing

Mai-Abend in Münsters Rieselfeldern

Rotgolden sinkt die Sonne nun,
schenkt Abendglanz dem See.
Die Enten, Gänse, Schwäne ruhn
im Zauber aus der Höh’.

Die Küken kuscheln sich im Nest;
in sichrer Hut der Schwingen
der Mutter schlafen sie bald fest,
was auch die Nacht mag bringen.

Sogar die Möwen still nun sind,
die sonst laut eifernd schreien.
Im Schilf sirrt sanft der Abendwind,
wiegt Vogelkinder zart und lind,
die träumend hier gedeihen.

© Ingrid Herta Drewing

Abend

Es träumt der Abend auf den Wiesen,
die sich in Nebelschleier hüllen.
Am Horizont ein letztes Grüßen
der Sonne, rot den Himmel füllend.

Nun schweigt der Vögel süßes Singen,
nur fern noch Abendglocken läuten.
Die ersten Fledermäuse schwingen
sich auf und jagen ihre Beute.

Und schwarz zeigt sich des Waldes Schatten
im Umriss vor des Himmels Pracht.
Der Tag sanft gleitet ins Ermatten,
begrüßt den ersten Stern der Nacht.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsabend

Im Kirschbaum singt ihr Abendlied
die Amsel; sonnentrunken
ist bald der Tag versunken.
Sein Licht am Horizont verglüht,
ganz langsam wird es dunkel.

Und rosafarben leuchten auf
der Straße Gaslaternen;
im Blau die ersten Sterne
begleiten Silbermondes Lauf,
ein Funkeln aus der Ferne.

Im Park, verliebt, ein junges Paar
blickt träumend auf den See.
Zwei Schwäne, weiß wie Schnee,
im Mondlicht gleiten wunderbar
dahin im Pas de Deux.

© Ingrid Herta Drewing

Feierabend

Und früh versinkt die Sonne hinterm Haus,
noch ganz vertieft ins Spiel der langen Schatten.
Ein heller Herbsttag klingt nun leise aus,
sanft hier im roten Abendschein ermattend.

Dich zieht es heimwärts, wohlig am Kamin
willst du den Feierabend ruhig verbringen.
Behutsam glättet, mögen Sorgen flieh’n,
ein müder Vogel die gestressten Schwingen.

Hältst inne, lässt dich von Musik beseelen.
Was noch zuvor bedrückte, die Querelen
entschwinden weit, als gäbe es sie nie.

Du fühlst, wie dich der Klang, die Melodie
entführen in den Raum der Harmonie
und nichts vermag dir nun dies’ Glück zu stehlen.

Ingrid Herta Drewing

Sonnenuntergang

Wie sich der Abend in den Himmel schreibt
mit rosaviolettem Wolkenrot!
Die Sonne, die im Westen sinkt, noch bleibt
ein Weilchen glühend hier und  flamm’umloht.

So geht in einem Feuerzauber über
des Tages Bläue in die Sternennacht,
wo nun, da Sonnenuntergang vorüber,
des Mondes Helle Silberglanz entfacht.

Obgleich der Anblick mir ist wohl bekannt,
erschaue ich ergriffen, wie Natur
hier wieder zeigt, gestaltend über Land,
dass sie ist allem Schönen auf der Spur.

Womit sie unser Leben reich erfüllt,
wenn auch ihr zart’ Geheimnis bleibt verhüllt.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsabend

Im milden Schein der goldnen Abendsonne
vergeht nun langsam dieser Frühlingstag,
der uns geschenkt so wohlig Wärme, Wonne,
wie man es fast nicht schöner kennen mag.

Bald zeigt sich hier der Stille Traumgesicht.
Von ferne höre ich noch Flugzeuggrummeln.
Nach Hause fliegen nun die letzten Hummeln.
Allmählich rötet sich das Abendlicht.

Die Amsel sitzt in hohen Baumes Wipfel,
singt süß hier ihre Abendmelodie,
die dann verstummt; hoch ragt des Berges Gipfel,
ein Schattenriss der Abendsinfonie.

So geht der Tag, versinkt in roter Glut;
beglückt erschau’ ich diese Farbenflut.

Ingrid Herta Drewing