Zuwendung

Wir tragen aneinander oft sehr schwer,
und unsre Seelen plagen stumme Klagen.
Doch unsre Lippen sind verschlossen,wer
besitzt den Mut und ist geneigt zu sagen,
dass seine Welt erscheint ihm inhaltsleer.

Das Bildnis, das vom anderen wir kennen,
das führt dazu, dass wir ihn ordnen ein,
ihn wie ein Ding festlegen, sorglos scannen,
zu wenig achten, wie er Mensch will sein,
und unsre Sicht als richtig stets benennen.

Nur wenn wir mit der Liebe Augen sehen,
in Demut bleiben für das Leben offen,
dem and’ren zuhören und ihn verstehen,
erfahren wir, was ihn bewegt, sein Hoffen
und können so gemeinsam mit ihm gehen.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Drei Varianten

zur Wortvorgabe:Amour, Feuerwerk,rosa,Ohr,Wort

1. Traum

Dies‘ Feuerwerk! Oh, mon amour!
Wir kannten beide keine Uhr.

Der Morgenröte rosa Wort,
ein zärtlich Flüstern klingt in meinen Träumen,
erreicht mein Ohr;ich möcht‘ den Tag versäumen,
verweilen hier im Liebes-Hort.

2.Guter Rat

So mancher, der dies‘ Feuerwerk Amour
besang mit rosafarb’nen Fügelworten,
fand bald sich wieder auf der falschen Spur
an fremden,aschefahlen,öden Orten.
Drum hüte wohl,was sie dir flüstert in dein Ohr,
bewahre ihr Geheimnis, sei kein tumber Tor!

3.Korb

Wo ist das Feuerwerk
einer Amour fou?
Rosafarben
treffen deine Süßholzworte
auf taube Ohren.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Geheimnis

Keine Regel
erlaubt dir
die Ordnung
eines Bildes.

Noch immer
junger Morgen,
Liebe,
verborgene
Augenblicke.

Licht im Nebel
auf den
steinigen Pfaden
vom Ich zum Du.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Vollmondnacht

Der Vollmond hellt den Himmel auf,
macht fast zum Tag die Nacht
und zeigt der weißen Wolken Lauf,
hält silbern hier die Wacht.

In seiner Strahlen mildem Licht
taucht sanft er nun die Erde.
Sein fremder Zauber leis’ verspricht,
dass er nicht weichen werde.

Ich steh’ am Fenster, seh’ hinauf
ins runde Mondgesicht,
das aus dem Schlaf mich weckte auf,
geh’ mit ihm ins Gericht.

Jedoch geheimnisvoll strahlt er,
als könne Märchen er erzählen;
den Sonnenspiegel reicht er her,
sie scheint ihn gerne zu erwählen.

So vieles hat er wohl gesehen:
Die Liebenden im Rausch der Nacht,
auch neues Leben im Entstehen,
das Kind, das ward zur Welt gebracht.

Sah Menschen glücklich, doch auch Tränen,
den Tod, die Kriege,  so viel Leid,
Jahrtausende der Menschheit Wähnen,
im Wimpernschlag der Ewigkeit.

Und dennoch fehlt ihm das Gefühl
Er bleibt Trabant und schickt zur Erde
sein Licht; ein Leuchten, klar und kühl,
so fern der Lebensfeuerherde.

© Ingrid Herta Drewing

Rose

Es blüht die Rose leuchtend hell und rot.
Sie scheint ihr Blühen sanft zu zelebrieren,
als wisse sie, dass ihr das Welken droht,
und träume nun, ihr Leben konservierend.

Entfaltet langsam Blatt für Blatt die Blüte,
bis duftend ihre Schönheit offenbar.
Sie mag wohl sorgsam ihr Geheimnis hüten,
das lange sie bewahrt, so wunderbar.

Um strahlend schön im sonnengoldnen Glanze
in ihrer Blüten Pracht nun aufzugehen,
wenn Schmetterlinge, Bienen sie umtanzen,
die summend, suchend nach dem Nektar sehen.

Dann schenkt die Rose ihre Süße hin.
Des Lebens Lauf verspricht den Neubeginn.

© Ingrid Herta Drewing

Sonnenuntergang

Wie sich der Abend in den Himmel schreibt
mit rosaviolettem Wolkenrot!
Die Sonne, die im Westen sinkt, noch bleibt
ein Weilchen glühend hier und  flamm’umloht.

So geht in einem Feuerzauber über
des Tages Bläue in die Sternennacht,
wo nun, da Sonnenuntergang vorüber,
des Mondes Helle Silberglanz entfacht.

Obgleich der Anblick mir ist wohl bekannt,
erschaue ich ergriffen, wie Natur
hier wieder zeigt, gestaltend über Land,
dass sie ist allem Schönen auf der Spur.

Womit sie unser Leben reich erfüllt,
wenn auch ihr zart’ Geheimnis bleibt verhüllt.

© Ingrid Herta Drewing