Rappers Nachtlied

Haltet mich ruhig für ’nen Deppen,
wenn ich jetzt beginn‘ zu rappen,
Worte im Stakkato steppen,
Takte tanzend über Treppen.

Nichts mehr klingend schön verschleppen,
bilderreich was aufzupeppen,
das war gestern, heut mit Mut
stürze ich die Worte-Flut,
wild gewürzt mit etwas Wut,
lass sie prasseln auf euch nieder.

Euch, die ihr so herzig, bieder
nur verkostet schöne Lieder,
soll ins Mark der Schwall da treffen.
Ja, ich sag es immer wieder,
ohne Tiefsinn nachzuäffen,
ich schaff’s, wie ein Hund zu kläffen.

Gangster-Rap ich auch nicht scheue.
Wenn erzürnt ich tob‘ auf ’s Neue,
wird selbst „Fuck you Goethe“ stumm.
Mein Tabu-Bruch treibt selbst treue
Wortbewahrer fluchend um.

Woher ich ’s auch immer hole,
meine Fans und ihr Gejohle
gehen mit beim Rappen ab;
leb davon und nicht zu knapp.
Ja das bringt mir mächtig Kohle,
bin vom Scheitel bis zur Sohle
längst ihr Hero, lach mich schlapp.

© Ingrid Herta Drewing, 05.10.19