Begegnung am Bach

Noch lag der Hauch des Nebels auf den Wiesen,
und rötlich, zart im Ost die Sonne schaute,
ein Tagen ohne dich, der Morgen graute.
An unsrem Platz, wo über Baches Fließen
man jene kleine Brücke kunstvoll baute,
dort sollten zum Gedenken Rosen sprießen.

Da plötzlich stand vor mir dein liebes Bild.
Mir waren Weg und fast die Luft genommen;
mein Herz erwachte, klopfte rasend, wild,
verlor’ne Liebe, Trauer, Schutz und Schild;
hab’ so geglaubt, du würdest wieder kommen!
Vermisst du, tot wohl, hatt’ man mir enthüllt.

Doch als du zärtlich nanntest meinen Namen,
der Klang der trauten Stimme mich umgab,
da wusste ich, dass ich dich wieder hab’,
fand mich geborgen lieb in deinen Armen;
und Rosen schwammen weiß den Bach hinab.
Der Liebe Dankgebet fand still ihr Amen.

© Ingrid Herta Drewing


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