In Wiesbadens Rabengrund

Der Sommerwind streift zärtlich durch die Wiese
und kämmt ihr sanft das grüne Blumenhaar.
Ich stehe, sehe, fühl’ im Paradiese
mich hier in dieser Luft, die sonnenklar.

Am Taunushang im lichten Rabengrund,
umgeben von Kastanien, hohen Buchen,
erleb’ ich die Natur im weiten Rund
und finde, was in Fernen andre suchen.

Die Rehe äsen hier zur Abendstunde,
sie finden vor der Dämmerung sich ein,
wenn weithin Stille herrscht, und keine Kunde
von Wanderern nun trübt ihr traulich’ Sein.

Ergriffen schaue ich auf dieses Bild,
und Freude, Glück und Demut mich erfüllt.

Ingrid Herta Drewing

Löwenzahn

Es schwebt ein Schirmchen weiß im Wind,
bringt Löwenzahnes Samen
weit weg, und seinen Platz es find’t
ohne Papiere, Namen.

So einfach hält es die Natur,
kennt viele Arten, Weisen,
zu sichern hier des Lebens Spur,
den Erdball zu bereisen.

Wir Menschen sind sehr kompliziert,
wir brauchen Pässe, Geld,
bis eine Grenze ist passiert.
Wir regeln unsre Welt

Doch manchmal möcht’ man gerne schweben
wie an dem Schirm die Samenfrucht
und freuen sich am schönen Leben
nach Landung in der stillen Bucht.

Ingrid Herta Dewing

Wahn

Noch immer dieser Wahn
von Sicherheit und Macht;
wo wir doch deutlich sah’n,
wie klein das ist bedacht.

Der Mensch darf nicht verspielen
im Hochmut dieses Leben,
auf Kernkraft kühl zu zielen,
leichtfertig im Bestreben.

Die Kräfte, die er rief,
die kann er nicht bezwingen,
ein Gau zu lang verseucht,
was ihm kann Leben bringen.

Im Einklang mit Natur,
hier Energie gewinnen,
alternative Spur
verfolgen,klares Sinnen

Damit die schöne Erde,
auch wenn wir nicht mehr sind,
noch immer Heimat werde
für jedes Menschenkind.

Ingrid Herta Drewing

Symmetrie

Die Symmetrie in vielen Lebenswelten
beeinflusst wohl auch unsren zarten Blick.
Wir suchen unbewusst, wo sie mag gelten,
und finden sie auch in der Liebe Glück.

Sogar in unsrer Träume Phantasie
erwarten wir zwei Hälften, die sich gleichen,
um dann, ergänzend sich, in Harmonie
Vollkommenheit, ein Ganzes zu erreichen.

Was Schönheit ist, wird oft durch sie gewahr.
Wir merken ’s kaum, sie setzt uns auf die Spur,
beglückend wird das Wunder offenbar;
facettenreich zeigt ’s täglich die Natur.

Und auch dein Spiegelbild davon erzählt,
wenn es dich anblickt und recht kritisch quält.

Ingrid Herta Drewing

Bienentod

Es stirbt die Biene; und wo bleiben
dann Honig und die Frucht der Blüten?
Warum darf weltweit man vertreiben
das Leben durch die Pestizide ?

Begreift man denn noch immer nicht,
die Wechselwirkung der Natur?
Wer ’s übersieht in dumpfer Sicht,
begibt sich auf des Todes Spur.

Wir machen vieles hier zunichte,
aus Hochmut und durch Unverstand
und sind dabei, uns selbst zu richten,
geh’n hilfreich eignem Tod zur Hand.

Ingrid Herta Drewing