Frühherbsttag

Vom Fluss her Morgennebel gleiten
und hüllen ein das stille Land.
Diffus nur kann sich Licht verbreiten,
du siehst es grau vor deiner Hand.

Jedoch am Mittag, welch ein Fest!
In warmem Golde darf erstrahlen
die Landschaft; farbenfroh nun lässt
Frau Sonne Frühherbst Bilder malen.

Mit Blattgold glänzen stolze Buchen,
im Flammenkleid der Amberbaum.
Die Kinder, die Kastanien suchen,
beglückt der kleine, runde Traum

Der Himmel wölbt sich, zart und blau,
beschirmt Septembers milde Welt.
Das Eichhörnchen,das weiß genau,
dass jetzt die Nuss zur Erde fällt.

Am See singt leise in den Weiden
die Sommerzeit ihr Abschiedslied
vom Werden, Wachsen und vom Scheiden,
ein Silberfädchen tanzend zieht.

© Ingrid Herta Drewing

Ver – rückter Sommer

Welch ein verrücktes Jahr!
Jetzt fällt ’s dem Sommer plötzlich ein,
dass er vergessen hatte, da zu sein.
Nachdem er seine Jahreszeit verschlafen,
verdrängt er nun den Frühherbst, diesen braven,
der schon, gesteuert hin zum Ernteziel,
begonnen hat mit seinem Farbenspiel.

Nun trumpft der Sommer auf,
und hitzig schubst er ihn zur Seite,
dass ihm die Hoheit nicht entgleite.
Erstaunt die Kinder fragen:“ Was willst du?
Du kommst zu spät, die Freibäder sind zu!
Auch unsre Ferien, lange schon vorbei,
ertranken fast im Regeneinerlei.

Jetzt ist die Drachenzeit!
Sie sollen hoch am Himmel schweben,
und keiner möchte gern in Hitze kleben.
Drum, Sommer, zeig’ ein freundliches Gesicht,
denn schwitzen wollen wir nun wirklich nicht!“

Beschämt gibt sich der späte Sommer mild
und fügt sich ein ins goldne Frühherbstbild.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstschätze

Der Frühherbst ist zu Gast mit klaren Tagen,
begleitet von der Sonne hellem Schein.
Vorbei die Hitze und das Schwitzen, Plagen.
Des Tages Frische lädt zum Wandern ein.

Schon zeigt sich goldner Glanz im Grün der Bäume.
Das Eichhörnchen geschäftig, emsig springt;
Es sammelt Eicheln, Nüsse, Sommerträume,
die es  als Vorrat ins Versteck nun bringt.

Und aus den Rosskastanien raschelnd fällt
die glänzend braune Frucht herab zur Erde.
Das Kind  sie lächelnd in den Händen hält,
es bastelt froh daraus die Rotwildherde.

Vielleicht jedoch bringt es auch mit der Mutter
den Schatz zum Tierpark hin als Winterfutter.

© Ingrid Herta Drewing

Frühherbst im Park

Ein goldner Herbsttag, blaue Mittagsstille,
ich weil’ im Park, im Schatten hoher Bäume,
die sanft verschenken ihrer Früchte Fülle,
als Abschiedsgaben aus des Sommers Räumen.

Nun rascheln sie herab, die braunen Früchte:
Kastanie, Ecker, Eichel, Haselnuss.
Das Eichhörnchen frönt hurtig Sammelsüchten,
sein Wintervorrat ja noch wachsen muss.

Es hüpft von Baum zu Boden, Ast zu Ast,
rotbraunes Wuseln gilt den Ernteträumen.
Und ich verfolg’ beschaulich diese Hast,
sein flinkes Klettern in belaubten Bäumen.

Erschaue, wie Natur sich hier gefällt,
des Lebens Spur bewahrend in der Welt.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstlich

Der Ventilator wandert auf den Speicher,
hat ausgesummt, er wird nicht mehr gebraucht.
Des Sommers Hitze, sonst in Jahren reicher,
vor ein paar Wochen hat sie ausgehaucht.

Nun blickt der Frühherbst morgens kühl ins Fenster.
Die Sonnenuhr zeigt an die Stunden spät,
weil grau der Nebel Spinnenkleidgespenster
dir in das sanfte Licht des Tages sät.

Es glühen leuchtend rot die letzten Rosen,
die Kraniche, laut rufend, südwärts  ziehen.
Von Abschied künden auch die Herbstzeitlosen;
und du, du würdest gar zu gern entfliehen.

Doch bleibst du, hältst dein Haus hier wohl bestellt,
sorgst für das kleine Glück in deiner Welt.

© Ingrid Herta Drewing

Sommers Ende

Nun, da der Sommer sanft zu Ende geht
und mit ihm auch der goldnen Felder Wogen.
Der Früchte Pracht bereit zur Ernte steht,
sind Vögel schon nach Süden weggezogen.

Ermattet sinkt die Zeit der Sonnenuhren,
und Abendschatten weiten Länge aus.
Es zeigen sich des Frühherbsts erste Spuren.
Das Weinlaub flammt in Röte auf am Haus.

Der Morgen, der im Nebeldunst erwacht,
erwartet kühl der Sonne warmes Strahlen,
die sich verspätet auf den Weg jetzt macht,
die Landschaft zart und lieblich zu bemalen.

Der Sommer mag uns so Adieu nun sagen
schenkt uns die Milde der Septembertage.

© Ingrid Herta Drewing