Zustimmung

(Kommentargedicht zu Bardolinos Satire “ Böse PLagiate“)

Auch ich hab bereits festgestellt,
dass sich meine Lichtgedanken
im Gestrüpp all jener ranken,
die sie vormals unverhohlen
mir schon vor Geburt gestohlen.

Sokrates, Kant, Kleist und Goethe
bringen mich da sehr in Nöte;
überall spricht das Plagiat,
selbst der Weingeist: Nur Verrat!
Was ist das nur für eine Welt? 🙂

© Ingrid Herta Drewing

Poetische Überfälle

Als sei in meinem Hirn ein Ort entstanden,
an welchem Bilder, Verse, Reime blühen,
die mir im Ohre klingen, bis sie landen
auf dem Papier, geschrieben ohne Mühe.

Wie Quellen, die aus Felsen plötzlich springen,
so sprudeln mir die Worte in den Sinn.
Es ist, als ob in mir die Sprache singe
und leichthin sage, was zu schreiben hin.

Wie eine Sucht, ich kann mich kaum erwehren,
so stürzen Reime, Verse auf mich ein,
als wolle wer ein volles Fass entleeren,
bevor er ’s rollt in seinen Keller rein.

Wie kann man es erahnen, auch ermessen,
was sich geheimnisvoll zuweilen zeigt.
Lässt doch Vernunft die Wunder meist vergessen,
wenn sie sich nüchtern über ’s Leben neigt.

„Wer lässt sich denn von Worten so betören“,
fragt sie, „sich Zeit und Sinne rauben gar,
dass er, fast Sprachrohr nur, sanft mag beschwören,
was lebt, in Versen fühlt, poetisch? Narr!“

Ein Spiel ist wohl mein süchtig’ Dichten nur,
das mich schon früh am Morgen wirken lässt;
und doch, was in mir klingt, der Verse Spur,
das hält mich wunderbar umfangen, fest.

Ingrid Herta Drewing

Jugend

Der Jugend Träume, weit gespannt, gleich Sternen
erglänzen sie im Dunkel tiefer Nacht.
Man stört sich nicht, dass sie in weiten Fernen,
fühlt sich lebendig, stark; getan, gedacht.

Mit diesem leichten Sinn lockt uns das Leben,
wenn hoffend wir ins Ungewisse ziehen.
So mancher Kampf, auch viel vergeblich’ Streben,
es schreckt uns nicht, wenn jugendfroh wir glühen.

Und in dem Glauben an die guten Mächte,
die uns trotz allem auf dem Weg begleiten,
sind wir gestärkt und finden auch das Rechte,
das zu uns passt, sind nicht zu wirr die Zeiten.

Denn, wenn ein Krieg das Leben überschattet,
auch manches junge Blut im Tod ermattet.

Ingrid Herta Drewing