Rhein im Nebel

Der Rhein blickt heute recht benebelt drein,
nur die Platanen lassen’s Ufer finden,
dieweil die Platte hell im Sonnenschein
darf Lust hier auf Wiesbaden schön verkünden.

Dort haben Frost und Nebel über Nacht
aus Raureif zart der Bäume Zier geklöppelt,
doch Rheines Wasser, jetzt noch warm bedacht,
hat über sich nur Luft, die feucht bedröppelt.

Doch Vater Rhein kann solches nicht beirren,
er hat den Winter eisig schon gesehen,
da konnten nach des Zweiten Weltkriegs Wirren
viel Menschen über ihn ohn‘ Brücke gehen.

Und bald hat auch der Nebel sich verzogen,
dann glänzt er hier als klares Silberband,
der Strom Europas, der uns, da gewogen,
zum Rheingau führt in goldnen Weines Land.

© Ingrid Herta Drewing,2016