Stadtluft

Version 2

Du glaubst, du hast hier Freiheit, Luft und Licht,
weil Nebel fehlt, kein Smog sich kann ausbreiten,
erkennst nicht deinen täglichen Verzicht
auf Reinheit, lässt vom Augenschein dich leiten.

An heißem, klarem Sommertag die Stadt
erglänzt trotz stetem Schwall der Stickoxide,
und auch Ozon und Feinstaub gibt es satt,
der Autostrom nicht immer ist liquide.

Zwar hat dein Kind schon lange diesen Husten
und auch dein Nachbar, alt, kämpft oft damit,
muss immer stark beim Treppensteigen prusten;
du wunderst dich, was ihn bringt aus dem Tritt.

Das Traumschiff darf mit heiler Welt einlullen.
Doch, wenn solch‘ Kleinstadtschiff im Hafen liegt,
dann wachsen schnell des Abgaswertes Nullen,
du siehst, wie dunkler Rauch zum Himmel fliegt.

So vieles, was wir als bequem empfinden,
weil es den Alltag uns erleichtert, ist
letztendlich schädlich, und wir sind die Blinden,
wenn wir gewähren dem zu lange Frist.

Was uns gefährdet, gilt es zu verändern,
Gesundheit sollte höchstes Gut doch sein,
das von des Dieselmotors Dauerspendern,
auch wenn es teuer, fordert Fortschritt ein!

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing,2017

Hasenpanier

Klein Hase nah dem Rapsfeld saß
und starrte vor sich hin
ins helle Feld, und seiner Nas‘
erschien dies nur als falscher Fraß
mit wenig Lustgewinn.

All überall war überm Land
die gelb‘ Sucht ausgebrochen.
Wo man sonst Kohl und Möhren fand,
wuchs nur noch dieser grelle Tand.
Von Flucht ward da gesprochen.

Versammelt saßen sie am Rain
zur Nacht,die alten Hasen,
und fragten sich, wie das könnt‘ sein,
dass nun die Menschen,so gemein,
die Hasen ganz vergaßen.

Der Mensch, der sei wohl recht verwirrt.
Die Monokultur-Felder
dies zeigten, dass er falscher Wirt;
im Fortschrittswahn sich hab‘ verirrt,
vernichte auch die Wälder.

Die Luft er außerdem verpeste,
nicht nur auf Autobahnen,
denn Stickoxide, üble Reste,
und CO2 verseuchten Feste
des Klimas, Wandel reiße Fahnen.

Man müsse hier auf’s Schlimmste hoffen,
dass es dem Menschen gehe schlecht,
denn nur, wenn er sich seh‘ betroffen,
halte er seine Augen offen,
bemerke, was ist gut und recht.

So sagten es die alten Hasen
und zogen fort mit Häsin, Kind,
um anderswo beruhigt zu grasen,
in Feldern,Wiesen, grünem Rasen.
Doch weiß ich nicht, wo man’s noch find’t.

© Ingrid Herta Drewing,2017