Archive for the Category Schmunzelgedicht

 
 

Morgenstimmung

Der Wecker kräht.
Der Tag erwacht.
Das Auge späht,
Uhr sagt : Halbacht

Der Vater flucht.
Die Zeit ist weg.
Die Mutter sucht
das Essbesteck.

Der Kaffee dampft.
Der Toaster klickt.
Die Meute mampft.
Die Uhr, die tickt.

© Ingrid Herta Drewing

Stromausfall

Und plötzlich da, der Strom fiel aus!
Zunächst war ’s dunkel nur im Haus.
„ Wie schön!“, rief Finchen, wollte scherzen,
„ es ist Adventszeit, holt die Kerzen!“

Sie brannten lauschig dann und schön;
Doch manches wollt’ nun nicht mehr gehn.
Der Kühlschrank tröpfelte im Schlafen,
auch der PC war bei den Schafen.
Die Waschmaschine harsch gestoppt,
der Trockner auch brutal gefoppt,
Den Föhn konnt’ Eva jetzt nicht nutzen,
und nicht elektrisch Zähne putzen.
Paulchens Verstärker war KO,
Radio und Fernsehen sowieso,
tot der Recorder, DVD.

Doch herrlich ruhig war’s, und ich seh’
im Traume mich am Sich’rungskasten
schon mal ’nen Stromausfall ertasten.

© Ingrid Herta Drewing

Nonsense

Der Berg hat einen Fuß,
auch meistens einen Kamm.
Auf manchem Kartengruß
zeigt er auch seine Klamm.

Ein Bauer liebt die Scholle
und gibt sie ungern her.
Der Fischer fängt die Olle
mit seinem Netz im Meer.

Am Radio gibt es Knöpfe,
doch keinen Reißverschluss.
Das machten kluge Köpfe,
denn Reißen wäre Stuss.

Das Fett macht große Augen,
schwimmt oben in der Suppe.
Will wer sie schlürfend saugen,
ist ihm das aber schnuppe.

Ingrid Herta Drewing

Närrische Fragen I

Sag! Können Pfauenaugen sehen?
Wie fliegen sie nur so apart,
wenn Pfauen majestätisch gehen,
als Schmetterlinge aus dem Rad?

Ein Admiral beim Militär?
Wie führt er Schiffe übers Meer?
Merkwürdig finde ich es auch,
wenn Schmetterlinge ihm im Bauch.

Und wie kann man Zitronen falten?
Die Früchte sind so fest und rund.
Vielleicht hat der Zitronenfalter
einen Beruf, der ungesund?

Wie klatscht der Mohn nur ohne Hände?
Wer hört die Falte, wenn sie lacht?
Wer stellte denn das W vor ’s Ende,
was es zur Wende flugs gemacht?

Ingrid Herta Drewing

Einsingen mit Tante Anna

Wer sah Tante Anna nur
unter Uferulmen angeln,
folgte heimlich ihrer Spur
durch des dunklen Sees Natur,
sich an Ästen hangelnd?

Was die Tante dort gefischt,
war nicht zu ergründen,
denn es schien kein Sonnenlicht,
Ulmen-Äste, Blattwerk dicht
schützten ihre Pfründe.

Offen bleibt der Sänger Frage,
ja sie singen nur beim Üben
jene klare Satzaussage,
und es gibt auch nicht die Klage,
Anna fische nur im Trüben

Ingrid Herta Drewing

„Unter dunklen Uferulmen sah man Tante Anna angeln“
Das wird in allen Tonlagen gesungen.

Die Wasserfrau

Ein Angler, am Ufer alleine,
zog aus dem Rhein sich ’ne Kleine.
Sagt:“ Du weißt genau,
du wirst meine Frau,
obwohl du hast Flossen statt Beine“.

Er lehrte sie Anglerlatein
und nahm sie ganz für sich ein;
war er doch ihr Retter,
dazu noch ein netter,
da musst‘ er ein Märchenprinz sein.

Doch schmiert’ er ihr täglich auf ’s Brot,
dass er sie gerettet aus Not.
So ließ er sie schwören,
nur ihm zu gehören,
sonst sei ihr sicher der Tod.

Sie konnte bald nicht mehr ertragen,
sein ständiges Nörgeln und Klagen.
Als ein Seemann ihr pfiff,
schwamm sie zu seinem Schiff,
fuhr mit ihm davon voll Behagen.

Der Angler nun wieder allein,
ertränkte den Kummer in Wein
Er soff und ward krank.
Ja, das ist der Dank,
wenn Frauen man fischt aus dem Rhein.

Ingrid Herta Drewing

Grüße aus Kalau

Im Winter wird die Biberratte
in Eis und Schnee zur Bibberratte,
und mancher liebe Göttergatte
mutiert zum Öfchen auf der Matte.

***
Er hielt sich stolz für klug.
Sie fand, das sei nur Trug.
Drum konnten sich die beiden
nicht leiden.

***
Was raubt mir den Schlaf?
Beim hundertsten Schaf
Bin ich immer noch wach.
Ach!

***
August war mit Klara
wüst in der Sahara.
Warum er denn dort war?
Der Reim verlangt ’s, na klar!

Ingrid Herta Drewing

Fragen eines (W)Ortsfremden

Fressen Löwenmäulchen Fleisch?
Sind in Blümchen wirklich Gänse?
Wieso sind die Steine reich?
Wie macht man aus Kaffee Kränze?

Wie fängt man die Autoschlange?
Wer trinkt aus dem Blütenkelch?
Wieso wird ’s der Büchse bange?
Gibt es ihn, den Schwarzwald-Elch?

Fängt ein Nagel an zu schreien,
wenn man ihn schlägt auf den Kopf?
Wird es hier auch kräftig schneien,
falls ich wild die Betten klopf’?

Treibt der Winter gerne Sport?
Hilft ihm da der Frostschutz auch?
Gibt ’s zum Vor – den Hinterort?
Wieso hat das Bier ’nen Bauch?

Trocknet ’s Handtuch nur die Hand?
Kehrt der Besen auf Befehl?
Gibt die Flasche dir ein Pfand?
Siebt ein Mehlsieb denn nur Mehl?

Sitzt da eine Königin
mittendrin in der Pastete?
Und wer kriegt das so gut hin,
dass er kann die Kinder kneten?

Fragen, Fragen, ohne Ende!
Ja, da rauche jetzt der Kopf,
sagst du. Doch woher die Brände?
Ist ’s das Brett vor meinem Kopf?

Ingrid Herta Drewing

Silvesterreimerei

Ich werde mitnichten
den Winter bedichten,
da nun meine Neffen
mit Böllern eintreffen,
um bunt zu Silvester
zu feiern das Jahr.

Das alte, bald gestern,
macht Platz seiner Schwester,
dem Zweitausend-Elfchen.
Na, das war ja klar!

Ingrid Herta Drewing

Schneefrust

Jetzt schreibt der Winter sich in den Kalender,
recht kalt, schon lange vor seinem Termin;
und alles mischt er auf, will eisig ändern
das Land mit reichlich Schnee, des Frostes Pfändern.
Den Streudienst muss man ständig schon bemüh’n.

Bestimmte Lieder sind deshalb verbannt
von vielen, die den Schnee hier räumen müssen.
„I’m dreaming of a white Christmas“, bekannt.
“ Leise rieselt der Schnee”, sei auch genannt.
Sie hat der Winter rau auf dem Gewissen.

Ein alter Schlager, der stets Freud‘ gebracht,
gesungen von Cornelia für Gage.
Text:“ wenn Frau Holle ihre Bettchen macht…“
in „ Hei, hei, hei so eine Schneeballschlacht“,
der brachte kürzlich Schnee-Räumer in Rage.

Die drohten eine Schlacht Frau Holle an,
sie hätten jetzt genug von Flockenbetten;
sie solle deshalb ohne viel Tamtam,
sehr schnell pausieren in dem Schneeprogramm,
sonst sei vor ihnen sie nicht mehr zu retten.

Zum Glück schien heut‘ die Sonne, Himmel blau,
kein Flöckchen fiel darum von oben runter.
Frau Holle hörte zu wohl sehr genau ,
sie ist ja auch bekannt als weise Frau ,
und spielt nun mit dem Schnee nicht mehr Land unter.

Ingrid Herta Drewing