Morgenstimmung

Der Wecker kräht.
Der Tag erwacht.
Das Auge späht,
Uhr sagt : Halbacht

Der Vater flucht.
Die Zeit ist weg.
Die Mutter sucht
das Essbesteck.

Der Kaffee dampft.
Der Toaster klickt.
Die Meute mampft.
Die Uhr, die tickt.

© Ingrid Herta Drewing

Verspätete Winterankunft

Rau weht der Wind heut’ aus Nord-Ost.
Die weißen Flocken wirbeln, stieben.
Die Erde, hart geplagt vom Frost,
darf nun bald weich bedeckt hier liegen.

Die Kleidung, vorschnell eingemottet,
wird wieder aus dem Schrank geholt,
sich gegen Kälte abgeschottet.
Ja, Winter hat uns recht verkohlt.

Tat so, als wolle er nicht kommen
in unser Land in diesem Jahr.
Sein Zögern ward zu ernst genommen;
man glaubte, Frühling sei fast da.

Nun wird er uns wohl Mores lehren
und macht sich hier mit Kälte breit.
Wir, machtlos, können ’s nicht verwehren;
es ist ja seine Jahreszeit.

© Ingrid Herta Drewing