Archive for Januar 2011

 
 

Der Rabe

Ein Rabe, glänzend schwarz war sein Gefieder,
der ließ sich gestern hier im frischen Schnee
gemütlich auf der Balustrade nieder
und blickte still auf den vereisten See.

Stumm saß er da, als sei er nur Skulptur,
zu zieren hier apart den schönen Garten.
Jedoch, dann plötzlich, so als schlüg’ die Uhr,
begann er, krächzend laut ein Lied zu starten.

Und schon war aller Zauber jäh verflogen,
der Rabe tat ’s ihm nach, verschwand sehr bald.
Ich weiß nicht, was es war, das ihn bewogen,
so rasch zu fliegen in den nahen Wald.

Vereinsamt liegt nun da die Balustrade,
im Schnee kein Rabenschwarz,ich find’ es schade.

Ingrid Herta Drewing

Im Dom

Andächtig, still in Gottes heil’gem Hause
stehst du, und tiefe Ehrfurcht dich erfasst.
Des Doms Gewölbe und der Orgel Brausen
empfangen dich, befreit von aller Last.

Hier haben Menschen, fromm in ihrem Glauben,
Jahrtausende gebaut, und Gottvertrauen,
das ihnen konnten Feuer, Krieg nicht rauben,
darfst nun auch du empfinden und erschauen.

Als Glied in der Gemeinschaft großer Kette,
der Liebe Christi ganz anheim gegeben,
damit er auch dich armen Sünder rette,
dich führend in ein Gott gefällig Leben.

Bekennst dich gern erneut, dass du als Christ
getauft und auf dem Weg des Glaubens bist.

Ingrid Herta Drewing

Sprüche

Wer die Uhr anhält. Der stoppt noch nicht die Zeit.

Zwischen Ahnen und Wissen gibt es einen großen Unterschied,
und der heißt HOFFUNG.

Wenn dein Leben zu bunt wird, brauchst du klare Konturen.

Wenn dir die Puste ausgeht, wird es Zeit, zu atmen.

Man muss nicht in jeden Tümpel springen,
um das Schwimmen zu lernen.

Die Sonne im Herzen bringt Licht in den grauen Tag.

Ingrid Herta Drewing

Alte Liebe

Des Meeres Weite, weiß der Strand,
darüber blauer Himmel thront,
und wir gemeinsam, Hand in Hand
von diesem schönen Tag belohnt.

Unwirklich, eine Welt zum Träumen,
die lieblich uns willkommen hieß.
Wir gingen unter Palmenbäumen
und fühlten uns im Paradies.

Du schaust auf ’s Foto an der Wand,
erinnerst dich an jene Jahre;
und zärtlich streichelt deine Hand
mir über meine grauen Haare.

Wir sehen in der Phantasie
noch jeden Ort der Hochzeitsreise,
und die vertraute Melodie
der Liebe singt auf ihre Weise.

Ingrid Herta Drewing

Danksagung

Ich danke dir, Gott,
hast mir Leben gegeben,
dazu das Bewusstsein.
Ich bin nicht allein.
Im irdischen Streben,
im liebenden Schweben
fühl’ ich dieses Glück,
als Mensch hier zu sein.

Denn wär’ ich ein Stein,
ich hätte kein Herz,
empfände kein Sein
und auch keinen Schmerz.
Zwar würd’ ich steinalt,
doch ohne zu leben,
was sollt’ mir das geben?
Wär’ arg hart und kalt,
würd’, ohne zu zittern,
ganz langsam
verwittern.

Ingrid Herta Drewing

Rechtzeitig

Was lebt, das sucht sich seine Zeit
und auch den Ort für seine Weile.
Wir Menschen, meistens nicht gescheit,
uns jagt des Tages Eitelkeit,
sind oft bedenkenlos in Eile.

Obwohl wir es doch wissen sollten,
dass alles, was so rasch entsteht,
noch eh’ es etwas hat gegolten,
längst als vergangen wird gescholten
und schnell im Tageslicht vergeht.

Nur was solide wird gebaut,
was wir gehegt und treu erschaut,
das wird uns auch beglücken.
Mag ’s auch die Zeit entrücken,
es bleibt uns innig lieb vertraut.

Ingrid Herta Drewing

Frühlingsflüstern

Narzissen, Hyazinthen in den Läden
verströmen süßen Duft, der wohlbekannt.
Mir ist ’s, als ziehe Frühling schon die Fäden
und hielt’ sein zartes Zepter in der Hand.

Noch ist es nur ein Hauch, ein sanftes Ahnen.
Verstand sagt mir, die Freude ist verfrüht
Im Januar sind wir, moniert er mahnend,
der Winter da noch nicht noch Norden flieht.

Doch trägt mein Rosmarin schon blaue Blüten,
und Vögel zwitschern, bauen aus ihr Nest.
Wer mag da frostige Gedanken hüten,
erfreuen will ich mich am Frühlingsfest.

In weicher, milder Luft spazieren gehen
und das genießen, was Natur lässt sehen.

Ingrid Herta Drewing

Skispringer

Da stehen sie und schwenken ihre Fahnen,
die Fans von Wintersport und Schanzensprung..
So manchen Sieger will man schon erahnen,
jedoch die Windrichtung kehrt sich oft um.

Die Skispringer, sie liegen in den Lüften
und schweben sanft zu Tal in hohem Bogen,
die langen Ski wie Flügel hochgezogen,
bis sie dann landen, ohne abzudriften.

Ich schaue, staune über ihren Mut,
wie sie so leicht rasant nach unten gleiten,
und hoffe, dass ihr Absprung auch wird gut,
damit sie richtig ihren Flug einleiten.

Denn, wenn der Start im Leben recht gelingt,
ist meist‘ der Weg da, der Erfolge bringt.

Ingrid Herta Drewing

Vanitas

Vertrocknet steht der Tannenbaum.
Ach, welch ein Jammerbild,
obwohl des Flitters Silbertraum
noch seine Zweige hüllt.

Vorbei das hoffnungsvolle Grün,
der Duft, erfüllt von Leben,
das gar zu schnell doch kann entflieh’n;
dies zeigt der Baum soeben.

Und mahnt, man möge nicht vergessen,
zu leben mit Bedacht
und liebend pflegen die Interessen,
denn lange währt die Nacht.

Ingrid Herta Drewing

Gift

Wer fasst das noch? Schon wieder mal
gibt es ’nen Tierfutterskandal.
Aus BSE ward nichts gelernt;
Noch immer von Natur entfernt
wird Nutzviehfutter präpariert,
ganz hemmungslos und ungeniert.
Als ob man es gewusst nicht hätte,
dass es sie gibt: die Nahrungskette!
Das Gift, was sie dem Tier verschreiben,
mit Nahrung wir uns einverleiben.

Wär’ vegetarisch gern zu Gange,
doch da ist mir sehr oft auch bange.
Gemüse, das mit Pestiziden
behandelt wurde, aus dem Süden
geht auch Gesundheit an den Kragen,
was kann man noch zu kaufen wagen?

Ich steh beim Einkauf und Verbrauch,
verunsichert, nun auf dem Schlauch.
Mir ist, als könne man das Essen
und Trinken beinah ganz vergessen.
Würd’ ja photosynthetisieren,
es heliotrop recht gern probieren.
Doch da das Chlorophyll mir fehlt,
ist mir die Lösung wohl verhehlt.

Ingrid Herta Drewing