Verirrt

Seltsam real ist’s oft, wovon wir träumen.
Wir sind an Orten, auch in fremdem Land;
auch wenn nur Name oder Bild bekannt,
entführt’s uns magisch dann in seine Räume.

So ging im Traum ich heut‘ in Köln spazieren,
zum Rosenmontagszug schnell hin gereist.
Die Narren durften durch die Stadt marschieren.
In Mainz lag wegen Sturm der Zug auf Eis.

Obwohl die Sonne schien, wollt‘ ich nach Haus,
und suchte nach dem Bahnhof, fand ihn nicht.
Kein Mensch, den ich gefragt, kannte sich aus,
bedauerte mit fröhlichem Gesicht.

Es kam mir vor wie eine Odyssee,
ich irrte lang umher in Straßen, Gassen,
sah Kostümierte in der Rheinallee,
sich munter tanzend an den Händen fassen.

Viel bunte Schiffe fuhren auf dem Rhein,
von fern sah ich den Dom mit seinen Türmen.
Smaragdgrün war der Fluss, wie konnt‘ das sein ?
Und dann begann’s zu regnen und zu stürmen.

Doch, kurz bevor Verzweiflung mich befiel,
verging der Traum, erleichtert wacht‘ ich auf.
Ich war zu Haus. Vorbei das irre Spiel!
Und heiter nahm der Tag dann seinen Lauf.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Tropischer Sommer

Der Wetterkoch scheint wohl zu dopen,
schickt uns fast täglich nun Gewitter.
Wir fühlen uns wie in den Tropen
zur Regenzeit, recht feucht und bitter!

Da hieß es tatsächlich landunter,
die Wasser flossen ganz verkehrt
auf Straßen, Plätzen, und mitunter
ward nicht nur Habe da verheert.

Als sei gar Hochmut hier zu rächen,
wo Türme in den Himmel ragen;
für Blitz – Einschläge ein Versprechen,
wenn Blitzableiter da versagen!

So hat Gewitters wütend‘ Toben
im Dom die Orgel fast zerstört,
wo helle Klänge Gott sonst loben,
manch schön‘ Konzert ward froh gehört.

Wer glaubt,mag beten, man darf hoffen,
dass bald der Wetter Spuk vorbei,
der Sommer sich zeig‘ klar und offen,
gemäßigt unser Klima sei!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Im Dom

Andächtig, still in Gottes heil’gem Hause
stehst du, und tiefe Ehrfurcht dich erfasst.
Des Doms Gewölbe und der Orgel Brausen
empfangen dich, befreit von aller Last.

Hier haben Menschen, fromm in ihrem Glauben,
Jahrtausende gebaut, und Gottvertrauen,
das ihnen konnten Feuer, Krieg nicht rauben,
darfst nun auch du empfinden und erschauen.

Als Glied in der Gemeinschaft großer Kette,
der Liebe Christi ganz anheim gegeben,
damit er auch dich armen Sünder rette,
dich führend in ein Gott gefällig Leben.

Bekennst dich gern erneut, dass du als Christ
getauft und auf dem Weg des Glaubens bist.

Ingrid Herta Drewing