Muttertagsblumen

Der Flieder und die Tulpen hier im Park,
die sind gewiss am Morgen dezimiert.
So manches Bürschchen, das im Klettern stark,
dringt ein, pflückt sich den Strauß für Muttertag
weil ihn die leere Börse hat schockiert.

Die Mutter freut sich alle Jahre wieder,
glaubt, dass ihr Sprössling sich was angespart,
ihr dankt in seiner liebevollen Art,
und wundert sich, dass er so höflich, bieder
ohne Papier den Strauß ihr schenkt, apart.

So meint der Sohn dann auch, zur Promenade
sei heut’ der Park wohl nicht der rechte Ort;
da trieben zu viel Jogger ihren Sport.
Viel schöner sei ’s doch an des Sees Gestade,
und überzeugend lockt er Mutter fort.

Drum, Mütter, schätzt die Blumen auf Papier,
das kleine, bunte, selbst gemalte Bild,
auch wenn’s im Farbenspiel schier überquillt!
Das ist noch wahre Kindesliebe hier,
die mit Geduld und Herz dies’ Blatt gefüllt.

© Ingrid Herta Drewing

Adventshoffnung

Zum nahen Christfest froh bereit
glänzt Tannengrün und Kerzenlicht.
Dies Leuchten hell ins Dunkel spricht,
die Hoffnung im Geleit.

Lässt innehalten, still besinnen.
Im Einklang mit den alten Liedern
erklingt es „alle Jahre wieder“
dies’ freudig’, lieb’ Beginnen.

Die Liebe öffne Herzen, Tore!
Wer vormals finster und verschlossen,
wer Gram gebeugt und hart, verdrossen,
der fühle nicht mehr sich verloren.

Dies ist die Zeit, da Engel singen
und Sterne tanzen in der Nacht.
Erwartend hörst du zartes Klingen.
Das Kind in dir vor Freude lacht

Ingrid Herta Drewing

Herbstidylle am See

Aus dem Wolkenbett
lugt eine müde Sonne
mit matten Strahlen.

Weiden neigen sich,
spiegeln in dem stillen See
ihr goldenes Haar.

Am Ufer Enten
watscheln schnell zum Kinde hin,
um Futter heischend.

© Ingrid Herta Drewing

Herbstschätze

Der Frühherbst ist zu Gast mit klaren Tagen,
begleitet von der Sonne hellem Schein.
Vorbei die Hitze und das Schwitzen, Plagen.
Des Tages Frische lädt zum Wandern ein.

Schon zeigt sich goldner Glanz im Grün der Bäume.
Das Eichhörnchen geschäftig, emsig springt;
Es sammelt Eicheln, Nüsse, Sommerträume,
die es  als Vorrat ins Versteck nun bringt.

Und aus den Rosskastanien raschelnd fällt
die glänzend braune Frucht herab zur Erde.
Das Kind  sie lächelnd in den Händen hält,
es bastelt froh daraus die Rotwildherde.

Vielleicht jedoch bringt es auch mit der Mutter
den Schatz zum Tierpark hin als Winterfutter.

© Ingrid Herta Drewing

Verwaiste Mutter

Fest hielt ich dich an meiner Hand,
jedoch die Welle riss dich fort.
Nun irre ich durch dieses Land,
durchsuche nach dir Ort für Ort.

Dort ,wo wir wohnten, Heimat, Haus,
seh’ ich nur Schutt, ein Trümmermeer.
Ich steh verkrampft, vor Kummer leer,
und kenne mich hier kaum noch aus.

Wo kann ich dich nur wiederfinden?
Mir ist, als sei mein Herz zerrissen.
Wie könnte ich es je verwinden,
wenn ich dich immer müsste missen?

Habe dein Püppchen heut’ gefunden;
Ach, wiegtest du es noch im Arm!
Mein Kind, mein Liebstes, käm’ doch Kunde,
dass du geborgen bist ganz warm!

Ingrid Herta Drewing

Christkind

In der Krippe liegt das Kind
dort bei Esel, Schaf und Rind ?
Nein, das darf ’s nicht geben,
will es bergen, heben.

Kindlein, komm auf meinen Arm,
sanft will ich dich wiegen,
sollst, geborgen, ruhen warm,
mir am Herzen liegen.

Will dich schützen vor der Kält’
hier in meiner Kammer,
dass dir nicht der Frost der Welt
bringe Böses, Jammer.

Ja, nun schläfst du selig, zart,
lächelst lieb im Traume.
Christkindlein, durch dich uns ward
Licht in dunklem Raume.

Ingrid Herta Drewing

Warten auf Sankt Nikolaus

Nordostwind wirbelt Schnee heran,
er fällt in dicken Flocken.
Das Kind am Fenster schaut es an
und am Kamin die Socken.

Es wartet auf Sankt Nikolaus
schon viele lange Stunden ,
dass bald er komm‘ zu ihm ins Haus ,
wenn er den Weg gefunden.

Doch alles liegt hier tief verschneit :
das Haus , die Wiesen , Felder.
Bevor der Weg zum Dorf wird breit ,
führt er durch dunkle Wälder.

„Vielleicht ist heut sein Rentierschlitten,
dort vor dem Wald am steilen Hang,
im Schnee vom Wege abgeglitten
und hängt dort fest?“ , so fragt es bang.

„Möcht‘ nachschaun gern!“Doch Vater spricht:
„Sankt Nikolaus verirrt sich nicht.
Er findet immer zu den Kindern,
ganz gleich ,ob’s friert und stürmt im Winter.“

Dann endlich geht zu Bett das Kind,
schläft ein ,gar müd vom Warten.
Da klingt es drauß‘ im Garten
wie Silberglöckchen hell im Wind.

Und wirklich durch des Schneesturms Mitten
kommt flugs Sankt Niklas mit dem Schlitten.
Auch seine treue Rentierschar
zieht ihn dahin so wunderbar.

Am Morgen , als das Kind erwacht ,
sieht’s , dass Sankt Niklas es bedacht.
Und nicht nur prall gefüllte Socken
ihm Jubelrufe nun entlocken,
da sitzt auch noch ein Puppenkind ,
sagt : „Mama , halt mich lieb geschwind!“

Ingrid Herta Drewing

Weihnachtswunsch

„Oh, Christkind, du und deine Engel,
wann kommt ihr endlich, bringt den Baum
zur Weihnacht ?“, denkt der kleine Bengel,
schaut sehnend in den Sternenraum.

„Mein Briefchen hab‘ ich schon geschrieben
und alle Wünsche dir genannt…
ob sich die Eltern doch noch lieben,
dir ist das sicherlich bekannt.

Kannst, Christkind, du es vielleicht machen,
dass sie wieder zusammen sind?
Ich wünsch mir sonst nur wenig Sachen,
nur so ein kleines Bärenkind.

Vielleicht noch eine kleine Schwester ,
dann wär‘ ich nicht mehr so allein.
Am besten sollt‘ sie an Sylvester
schon hier bei uns zu Hause sein.

Ich werd‘ auch immer artig beten
und waschen meine Hände rein ;
mit Kläuschen nicht mehr zanken , treten
und obendrein recht fleißig sein. “

Ingrid Herta Drewing

Spielendes Kind

Vertieft ins Spiel und schöne Kinderträume,
lebt es auf seinem kleinen, hellen Stern.
Das Kind, es kennt noch kein Versäumen,
denn vieles, was uns drängt, liegt ihm so fern.

Es sei denn, dass wir es ins Leben hetzen,
mit allen Hürden, die wir aufgebaut;
ihm seine Freiheit durch die Pflicht verkürzen,
weil unsre Zukunftsangst sich aufgestaut.

Lasst ab von allem modischen Gehabe,
das uns Erwachsne seelisch schon entleibt!
Lasst ihm die Phantasie, der Freiheit Gabe,
damit es stark wird, liebend bei sich bleibt!

Entfalten mag es sich wie eine Blüte,
vom warmen Licht begeistert, Blatt für Blatt;
dann findet, in sich ruhend, es die Güte,
die Gott ihm als Natur verliehen hat.

Ingrid Herta Drewing