Naturwidrig

Bewaffnet lauern nun die Zwerge,
dort wo man eindrang in ihr Reich,
nicht sicher mehr dort in den Bergen
und weit entfernt vom großen Teich.

Der Mensch,von Märchen weit entfernt,
den schert nicht Wiese, Wald und Wicht,
hat auszubeuten gut gelernt,
übt selten nur noch den Verzicht.

Spielt sich hier auf als Herr der Erde,
mäht alles nieder, was ihn stört,
und glaubt, dass er im Recht wohl wäre,
weil ihm das alles ja gehört.

Die kleinen Trolle, sanfte Elfen,
sie wirken zart zwar mit Magie
doch wissen sie sich kaum zu helfen,
erfleh’n, Natur behüte sie!

Natur verleiht der Erde Macht,
zeigt es dem Menschen, Kräfte sprechen.
Was Hochmut hier zu Fall gebracht,
könnt sich bald bitter an ihm rächen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Elfennacht

Der Mond erweckt sanft, silberhell
zum Tanz die Glockenblumenwiese.
Aus jedem Glöckchen schlüpft nun schnell
ein Elfenkind, um bei der süßen
Musik der Maienmitternacht
zu singen und zu tanzen sacht.

Die Grillen streichen ihre Geigen,
die Nachtigall ihr Stimmchen schwingt,
und Elfen sammeln sich zum Reigen.
Am Bach geheimnisvoll es klingt.
Die Wassernixen murmeln dort
im Plätscherplausch manch Zauberwort.

Am Waldesrande in den Linden
erwacht ein Rauschen wunderbar.
Es gleitet zart auf milden Winden
heran das Elfenkönigspaar.
Als sie hinab zur Wiese schweben,
Grasharfen süß und leise beben.

Und nun im Mondstrahl, treu begleitet,
gefolgt von lichter Elfenschar,
das holde Paar zum Tanze schreitet,
ein Schimmern, Leuchten, sternenklar.
In Königsblau flugs die Libellen
das Schleppentragen lieb bestellen.

Das jubelt, jauchzet in den Lüften
in dieser Frühlingsnacht im Mai.
Ich lausche, trunken von den Düften,
schaue erstaunt, frag’ mich, was sei.
Noch als ich aus dem Traum erwacht’,
hört‘ ich ein Elfenkind, das lacht.

War all dies nur ein Vollmondscherz?
Doch wer brachte das Lindenherz,
das grün dort liegt auf meinem Kissen?
Ich möchte es so gerne wissen!

Das Lindenblatt, ich werd’ es pressen,
das Traumerlebnis nie vergessen.

© Ingrid Herta Drewing