Erwartung

Mit unschuldsblauen Augen blickt der Tag
am Morgen dir ins blasse Angesicht.
Geheimnis ist, was er heut’ bringen mag,
ob es dir gar missfällt, ob ’s dir behagt,
magst du erahnen, doch du weißt es nicht.

Oft überrascht dich eine Kleinigkeit,
ein Schmetterling, der kurz bei dir zu Gast
auf dem Balkon, die Blüten wählt zur Rast
und dort verweilt in seiner Leichtigkeit,
bevor er weiter fliegt, ganz ohne Hast.

Vielleicht siehst du schon erste Schwalben schweben.
Als Sommers Boten kehren sie zurück
Ihr Anblick schenkt dir dieses kleine Glück,
verspricht dir Wärme, lichtes, leichtes Leben
im hellen Sonnenschein, der dich erquickt.

Gewiss darfst du viel Schönes nun erwarten.
Jetzt teilt ’s Natur in reicher Fülle aus.
Es wird zum Paradies der kleine Garten,
das Wachsen, Blühen durfte wieder starten,
und auch die Rosen ranken sich um ’s Haus.

© Ingrid Herta Drewing

Lichttage

In dem frühlingshellen Licht
lässt die Welt dich wieder hoffen,
glaubst den dunklen Schatten nicht,
die nur predigen Verzicht,
denn das Paradies scheint offen.

Milde Luft, wie Seide weich,
kost dir zärtlich Kinn und Wange.
Park und Wald , an Blüten reich,
schenken Aug’ und Herz zugleich
freudig’ seliges Verlangen.

Süßer Duft der Hyazinthen
strömt im Sonnenlicht dir zu,
Tulpen und Narzissen künden
dir an, Frühling wird sich finden
jetzt hier herrlich ein im Nu.

© Ingrid Herta Drewing

Sommerdüfte

Es sind des Morgens diese schwülen Lüfte,
die nur ein leichtes Windchen will bewegen,
gar reich erfüllt von vieler Pflanzen Düfte,
die hier der Sommer darf im Garten hegen.

Der Rosen Honigmilde im Bouquet,
Petuniendüfte, deren süßes Sehnen
herbstolz Lavendel fängt; in Windes Lee
die Sterne des Jasmins so lieblich lehnen.

Basilikum und Rosmarin, Reseden
erweitern dieses Düfte-Potpourri.
Ich fühle nasenselig mich in Eden,
genieße der Gerüche Sinfonie.

Ein Sommermorgen, der sich duftend schenkt
und meinen Blick auf vieles Schöne lenkt.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsmittag

Der Garten ruht in sanfter Mittagsstille.
Die Sonne glänzt, des Himmels klares Blau
ergänzt nun licht des Frühlingstages Fülle,
schafft den Kontrast zu zarter Blüten Schau.

Und hier, im Duft des Blütenhains verwoben,
genieße ich die Stunde, die geschenkt,
fühl’ mich lebendig, lieb umarmt, erhoben
in einer Schöpfung, die in Schönheit denkt.

So ist das Paradies. Dies Fleckchen Erde,
es birgt für mich das zärtlich’ kleine Glück.
Und eingebettet in ein Wachsen, Werden,
halt’ ich die Zeit an, einen Augenblick.

Von Leben, Liebe, tief berührt, betroffen,
sehe ich weit, ganz weit den Himmel offen.

Ingrid Herta Drewing