Wunschtraum

Ach könnte ich auf Kranichs sanften Schwingen
dort in den hohen Lüften fliegen, gleiten,
und unberührt von Sorgen, Alltagsdingen
die Blicke offen in die Weite leiten!

Nicht Zäune, Mauern, noch ein Hag von Dornen
mich könnten hindern frei im Licht zu sein.
Ich zöge freudig fort, das Garn der Nornen,
es würde mich nicht weben irdisch ein.

Jedoch mein Wünschen bleibt nur bloßes Sehnen.
Der Boden hält mich, hier verwurzelt, fest
ich gleiche wohl dem Baum, an dem ich lehne,
wenn Winde streifen Wipfel und Geäst.

Doch in Gedanken reis‘ ich in die Ferne,
und meine Phantasie erreicht die Sterne.

© Ingrid Herta Drewing, 2016

Ermunterung

Nun, Traum verlassen, graut der Morgen.
Was noch zur Nacht den Sternen nah,
im Dunkel samten schien geborgen,
muss stellen sich des Tages Sorgen,
die bald im Lichte offenbar.

Du kannst der Pflicht dich nicht entziehen;
jedoch dir bleibt die Phantasie.
Sie lässt die Illusionen blühen
und schenkt dem Sehnen ohne Mühen
des Frühlings frohe Melodie.

© Ingrid Herta Drewing,2014