Wunschtraum

Ach könnte ich auf Kranichs sanften Schwingen
dort in den hohen Lüften fliegen, gleiten,
und unberührt von Sorgen, Alltagsdingen
die Blicke offen in die Weite leiten!

Nicht Zäune, Mauern, noch ein Hag von Dornen
mich könnten hindern frei im Licht zu sein.
Ich zöge freudig fort, das Garn der Nornen,
es würde mich nicht weben irdisch ein.

Jedoch mein Wünschen bleibt nur bloßes Sehnen.
Der Boden hält mich, hier verwurzelt, fest
ich gleiche wohl dem Baum, an dem ich lehne,
wenn Winde streifen Wipfel und Geäst.

Doch in Gedanken reis‘ ich in die Ferne,
und meine Phantasie erreicht die Sterne.

© Ingrid Herta Drewing, 2016

Unser Leben

Gefüllt bis an den Rand der Becher, Leben
als ein Geschenk ; für eine kurze Zeit
ist ’s uns auf Erden liebevoll gegeben.
Wir nehmen ihn und trinken, sind bereit.

Uns hier mit unsrem Dasein einzufügen,
gestalten diese Welt, die uns gefällt.
Wenn uns auch oft misslingen Höhenflüge,
so sind wir dennoch tapfer eingestellt.

Auch auf Gefahren, die im Leben lauern,
seien ’s Mikroben oder Sturmesgroll.
Gemeinsam werden wir dies überdauern,
erfüllen hier als Menschen unser Soll.

Und geben wir dereinst den Becher hin,
so wissen wir um unsres Lebens Sinn.

Ingrid Herta Drewing