Archive for the Category Märchenhaftes

 
 

Wintermorgen in der Adventszeit

In klarem, hellem Morgenlicht
erstrahlt ein Wintertag.
Schneeweiß erglänzt das Angesicht
der Landschaft, wie ich ’s mag.

Und Stille sanft die Weite füllt,
wo hie und da ein Baum,
ins Raureif-Glitzerkleid gehüllt,
gewährt den Raben Raum.

Die dort, hoch in der Bäume Kronen,
bewachen stumm ihr Reich,
wie Nornen über allem thronen,
ein Schicksalslied zugleich.

Da werden Kindheitsmärchen wach,
denk‘ an „ Die sieben Raben“,
ihr Schwesterlein, das sie bedacht
erlöst‘ durch Liebesgaben.

Ja, mehr als Sonne wärmt die Liebe,
verheißt den alten Menschheitstraum,
dem Christkind folgend, Frieden üben,
sich schenkend unterm Weihnachtsbaum.

© Ingrid Herta Drewing

Spielendes Kind in der Sandgrube

Die Sonnenstrahlen flüstern in den Bäumen
und malen Blättermuster in den Sand,
in dem das Kind spielt, still vertieft in Träume.
Kein dunkler Schatten trübt sein Kinderland.

Da gibt es Ritter, Prinzen, Feen und Tiere;
sogar den kleinen Drachen mag man gern.
Als Tollpatsch darf er harmlos hier agieren,
beschirmt von einem guten Zauberstern.

Die kleine Burg im Sand lebt bunt und heiter.
Die Ritter kämpfen, haben nie Blessuren,
und fällt ein Wachhund an die kühnen Reiter,
verwischt das Kind schnell mit dem Sieb die Spuren.

Gilt es gar, die Prinzessin dort zu retten,
sie zu befreien von dem bösen Fluch,
hilft die Magie, hier eine Handvoll Kletten,
gut aufbewahrt in einem weißen Tuch.

Eintauchen, einmal noch, in jene Welt,
die jenseits des Realen hält bereit
die Märchenwunder, Leben ohne Geld,
weit weg von allen Krisen unsrer Zeit!

© Ingrid Herta Drewing

Märchenbuch

Das Blütenkränzchen im gelockten Haar,
so tanzt die Märchenfee aus Zauberzeilen
des Buches; lieblich lässt sie dich verweilen
in einer Welt, wo Wunder werden wahr,
verleiht dir Elfenflügel, hinzueilen.

Sanft reicht sie dir die Hand und führt dich fort
in jenes Reich der Wünsche; die Magie
singt die geheimnisvolle Melodie,
und Bilder wachsen aus dem Lesewort,
beflügeln dich und deine Phantasie.

Du folgst dem Helden, fühlst das Drachenfeuer
und freust dich, wenn er mutig kämpfend siegt,
das Böse, das dort droht, ihm unterliegt,
die dunkle Macht der schlimmen Ungeheuer
durch Mut und List dann schließlich wird besiegt.

Erfährst die Stärken des vermeintlich Schwachen,
wie er, den seine Umwelt stets geschmäht,
die Jenseitswelt betritt und dort erspäht
das Zauberwesen, das ihm, ihn bewachend,
die Hilfe gibt, das Glück hinfort ihm sät.

Da wird aus dem Verwandeln ein Erlösen.
Was unrecht war, erzeugte großes Leid,
wird wieder gut; in hellem Strahlenkleid
darf zeigen sich, erlöst, ein menschlich’ Wesen,
von allen Ketten, Zwängen nun befreit.

Du siehst beglückt, es gibt die gute Wende,
und Aschenputtel geht nicht leer mehr aus;
der Prinz führt als Prinzessin sie nach Haus.
Sie reichen sich zum Ehebund die Hände.
Erleichterung, es nimmt ein gutes Ende.

Wie schön, so gehen alle Märchen aus!

© Ingrid Herta Drewing

Die Nixe im Mondlicht

Des Mondes Licht lag schimmernd auf dem See
und lud die Nixen ein zum Wellentanze.
Ihr zärtlich’ Flüstern drang sanft in die Höh’;
Sie wiegten lieblich sich im Silberglanze.

Ein Jüngling, der verträumt am Ufer saß,
sah dies verwundert, glaubt’, er sei von Sinnen.
Der Wassernixen Königin im Gras
reicht’ ihm die Hand, den Reigen zu beginnen.

Er folgte ihr, dem Zauber hingegeben,
und tanzte in der Vollmondfrühlingsnacht.
Ihm war, als würde er auf Wolken schweben,
bis er im hellen Sonnenlicht erwacht’.

Ein Traum! Er lächelte; jedoch bei Mondenlicht
sucht er zuweilen noch der Nixe lieb’ Gesicht.

Ingrid Herta Drewing

Elfennacht

Der Mond erweckt sanft, silberhell

zum Tanz die Glockenblumenwiese.

Aus jedem Glöckchen schlüpft nun schnell

ein Elfenkind, um bei der süßen

Musik der Maienmitternacht

zu singen und zu tanzen sacht.


Die Grillen stimmen ihre Geigen,

die Nachtigall ihr Stimmchen schwingt,

und Elfen sammeln sich zum Reigen,

am Bach geheimnisvoll es klingt.

Die Wassernixen murmeln dort

im Plätscherplausch manch Zauberwort.


Am Waldesrande in den Linden

erwacht ein Rauschen wunderbar,

es gleitet zart auf milden Winden

heran das Elfenkönigspaar.

Als sie hinab zur Wiese schweben,

Grasharfen süß und leise beben.


Und nun im Mondstrahl, treu begleitet,

gefolgt von lichter Elfenschar,

das holde Paar zum Tanze schreitet,

ein Schimmern, Leuchten, sternenklar.

In Königsblau flugs die Libellen

das Schleppentragen lieb bestellen.


Das jubelt, jauchzet in den Lüften

in dieser Frühlingsnacht im Mai.

Ich lausche, trunken von den Düften,

schaue erstaunt, frag’ mich, was sei.

Noch als ich aus dem Traum erwach’,

hör ich ein Elfenkind, das lacht.


War all dies nur ein Vollmondscherz?

Doch wer brachte das Lindenherz,

das grün dort liegt auf meinem Kissen?

Ich möchte es so gerne wissen!

Das Lindenblatt, ich werd’ es pressen,

das Traumerlebnis nie vergessen.

Ingrid Drewing