Archive for the Category Wiesbaden

 
 

Frühlings Lied

Jetzt lässt der Frühling hier im Tal
sein helles Lied erklingen.
Es grünt und blüht, kein Winterfahl
mag ihn nun mehr bezwingen.

Forsythien Gelb, der Scilla Blau
und Krokus auf den Wiesen
entfalten ihre Farbenschau,
Magnolienblüten grüßen.

Du hörst’s beglückt, die Amsel singt,
will sich in Höhen schwingen.
Ihr Liebeslied ins Weite dringt,
wird Frühlings Freude bringen.

© Foto u. Text : Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Kurpark

Mein Wiesbaden

Jahrtausende schon sprudeln deine Quellen,
„Aquis Mattiacis“, zur Römerzeit
bekannt die Thermen, sechsundzwanzig Stellen
halten noch heute Wasser heiß bereit.

Im Mittelalter warst du „wisibada“;
Bad in den Wiesen, vielleicht kleine Stadt.
Man darf vermuten, dass von fern und nah da,
wer konnte, kam und hier gebadet hat.

Mit Einwohnern, fünftausend, mein Wiesbaden,
warst Nassaus Hauptstadt im Großherzogtum.
Das Schloss in Biebrich, Stadtschloss seiner Gnaden
künden davon sowie der Landesdom.

„Weltkurstadt“ wurdest du genannt, Wiesbaden,
ab Achtzehnhundertvierzig ward es laut.
Es fühlten sich viel Gäste eingeladen,
als eine Bahn nach Frankfurt war gebaut.

Nun ging’s bequemer, in der Welt zu reisen,
das Kuren in den Bädern war en vogue.
Die Gunst und Kunst wohl konntest du erweisen,
auch manchem Spieler, der sich selbst betrog.

Als man in Deutschland wilhelminisch wurde,
entdeckte Kaiser Wilhelm dich als Stadt,
ließ bauen hier, wo er ausgiebig kurte,
dir damals neuen Glanz verliehen hat.

Gesellschaftsmittelpunkt durftest du werden.
Was Rang und Namen hatte, fand sich ein.
Wo Goethe, Dostojewski einst verkehrten,
wollt‘ nahe man dem Kaiser nun gern sein.

„Nizza des Nordens“ wurdest du, Mondäne,
von Parks und Villen, Kunst, Kultur umkränzt.
Dein Wohlstand wuchs zu dieser Zeit, ich wähne,
auch für die „kleinen Leute“ hat’s geglänzt.

Dann nach zwei Kriegen war dies Bild verschwunden.
Doch blieb erhalten dir viel Bausubstanz
in Vierteln, Parkanlagen, die bekunden
im Stil des Historismus alten Glanz.

Du wurdest Landeshauptstadt hier von Hessen;
die Siegermacht neu teilte auf und ein.
Als Stammsitz der Besatzung, kann’s ermessen,
das „ Weiße Haus“ am Park lud dazu ein.

Du hast dich gut erholt, der Krieg lag fern.
Ich fühl‘ mich wohl, in dir, du grüne Stadt,
denn du bewahrst auch schön, obwohl modern,
was uns Geschichte noch zu sagen hat.

© Fotos u. Text : Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Blick vom Neroberg im Sommer

Die Wilhelmstraße im März

Gleich kühnen, kampfbereiten Recken
stehn die Platanen im Spalier.
Wie Fäuste sie die Äste strecken
und zeigen sie recht knorrig hier.

Da mag man es fast gar nicht glauben,
dass bald sie zartes Grün belaubt
und in den Kronen thronen Tauben,
die an ihr friedlich‘ Sein geglaubt.

Doch dann im Mai empfängt hier milde
die Wilhelmstraße als Allee
im grünen Glanz die Festspielgilde,
und Frühling klingt am kleinen See.

© Fotos u. Text: Ingrid Herta Drewing
Wiesbaden, Wilhelmstraße

Wetter im Februar

Die Sonne lässt sich hier nur ahnen,
zu dicht der graue Wolken-Schmand.
Des Regens kalte, nasse Fahnen
nun klatschen eisig an die Wand.

Was unlängst weiß erstrahlt im Schnee,
lehrt erdig braun, grün den Verzicht,
obwohl in frühem Frühlingsweh
schon hier und da ein Knospen spricht.

Des Winters Wetterkapriolen
mal froststarr, trocken, dann nass, mild,
sie stehlen uns hier unverhohlen
das alte Jahreszeitenbild.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Wintertag

Dachgauben tragen weiße Hauben,
vom Winter zart herausgeputzt.
Die Efeuwand, jüngst erst gestutzt,
lässt schimmernd fast an Zauber glauben.

Es hat der Schnee hier über Nacht
der Stadt den hellen Glanz verliehen;
nun, da die trüben Nebel fliehen,
zeigt Sonne leuchtend ihre Pracht.

Und lässt den Wintertag erstrahlen,
da glitzernd, Diamanten gleich,
die Sternkristalle flockig weich,
Licht brechend, Regenbogen malen.

© Foto u. Text : Ingrid Herta Drewing

Winterfern

Heut schenkt die Sonne weite Sicht,
lässt hell den Tag beginnen,
der nun in ihrem goldnen Licht
der Stadt den neuen Glanz verspricht,
die Nebeln darf entrinnen.

Mich lockt zum Park der Wiesen Grün,
des Schwarzbachs muntres Rauschen.
Die Weiden wie im Frühling blüh’n,
am Himmel Glückes Vögel zieh’n,
die ihr Quartier schon tauschen.

Bei ihrem Zug zum Winterhort
die Kraniche kurz bleiben,
wo in der Wetterau vor Ort
sie sammeln sich, nur fliegen fort,
sollt‘ Frost sie dort vertreiben.

Doch noch zeigt Winter nicht die Spur,
kein Frost, kein Schnee-Verwehen.
Vorfrühling dreht schon an der Uhr;
ein Weckruf scheint’s für die Natur,
und Gänseblümchen stehen.

© Foto und Text: Ingrid Herta Drewing

Winterlich

Es haben Frost und Nebelnacht
gewirkt den Blättern zarte Spitzen.
Der Raureif ziert den Efeu sacht,
der weiß gerändert darf aufblitzen.

Er liegt da auf der Brücke Stein,
darf grün sich in den Morgen malen
und in des Winters Sonnenschein
sein Pflanzenleben hier ausstrahlen.



Der Teich trägt eine Haut aus Eis.
Sie schließt die Blattflottille ein,
die gestern hier noch schwamm ganz leis
und jetzt glänzt in kristall’nem Sein.

Ganz fremd erscheint in diesem Bild
der Ruf der Halsband-Sittich‘-Scharen,
die heute von der Sonne mild
verlockt, recht froh zugegen waren.

© Fotos u.Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Nerotal

LICHTERGLANZ

Früh fällt der Tag nun in die Nacht,
doch goldne Sterne funkeln.
Die Stadt, die festlich hier bedacht,
in tausend Lichtern neu erwacht,
darf strahlen schön im Dunkeln.

Gleich Perlenschnüren, Edelstein‘
erglänzt das Fest der Lichter.
Es lädt zum Innehalten ein,
beglückt mit Farben, hellem Schein,
zeigt freudige Gesichter.

Und hemmt Hochnebel Sonnensicht,
trübt grau den Wintermorgen,
uns leuchtet der Adventszeit Licht
und lässt vergessen den Verzicht,
wir fühlen uns geborgen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Kurhaus, Römische Brunnen

November

Blasse Novembersonne,
wärmst uns des Mittags noch mild.
Wenn die Nebel zerronnen,
strahlst du im Blauhimmel-Bild.

Darf ich genießen, staunen,
fühle die Wärme, das Licht.
Nachts schon die Fröste raunen,
Tags jedoch lacht dein Gesicht.

Lass den Winter ruhig warten,
Herbstfeier ist angesagt;
blühen doch noch im Garten
Rosen vereinzelt im Hag!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Blick zum Neroberg vom Nerotal aus

November im Nerotal

Der Ahorn steht nun da mit kahlen Zweigen,
wo unlängst noch sein Purpur-Laub geglänzt,
und Eschen-Blätter tanzen hier im Reigen;
ein leichter Wind darf sie im Golde zeigen,
das sanft er mir auf meinem Weg kredenzt.

Hell scheint die Sonne, schenkt dem Tag das Klare.
Es spiegelt sich im Teich des Himmels Blau,
und auch das Eichenlaub, gerötet jetzt im Jahre,
lässt doch im Spätherbst noch das Wunderbare
aufleuchten dort in schöner Farben-Schau.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden , Nerotal, 09.11.21