Archive for Juni 2020

 
 

Die “ Griechische Kapelle“

(Russisch-Orthodoxe Kirche in Wiesbaden)

Noch mag die Stadt vom Sommer träumen.
Jedoch vor Himmels zartem Blau
lässt Sonne zwischen Tannenbäumen
erglänzen goldnen Kuppelbau.

Das Zeugnis einer großen Liebe,
die hier in hellem Licht besingt,
dass sie trotz bitt’ren Todes Trübe
auf ewig ihre Saiten schwingt.

Jelisaweta zu gedenken,
die achtzehnjährig schon verstarb,
als sie ihm wollt‘ ihr Kindchen schenken,
erbaut‘ der Herzog dieses Grab.

Dort auf dem Neroberg, erhaben,
erstrahlt Wiesbadens „ Taj Mahal“
und zeigt, dass reiner Liebe Gaben
bezwingen des Vergessens Wall.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing,

Schwalben

Unentwegt die Schwalben stieben,
fliegen munter ein und aus.
Unterm Dach die Jungen piepen,
gier’n nach Futter, das sie lieben,
strecken sich zum Nest heraus.

Und die Eltern, unermüdlich,
sind nun auf Insektenjagd,
wechseln sich da ab minütlich;
ihre Jungen tun sich gütlich
an dem Füttern, das behagt.

Bald schon sehen wir sie schweben,
gleiten über Feld und Au’.
Sommerwind wird Auftrieb geben,
und ihr junges Schwalbenleben
tanzt in Himmels lichtem Blau.

© Foto u.Text : Ingrid Herta Drewing

Herzkirschen

Es trägt der alte Kirschbaum hier
nach heller Frühlingsblüte
nun Früchte erster Güte.
Schon fliegen Stare ins Revier;
drum hol die Leiter, pflücken wir,
was reif auch uns erblühte!

Zwei Kirschen baumeln dir am Ohr,
du lächelst süß verwegen.
Dies’ Bild möcht’ ich mir hegen:
Herzkirsche, die ich auserkor!
Beglückt schau ich zu dir empor
und träum’ vom Sommersegen.

© Text: ingrid Herta Drewing
© Foto: Pixabay

Blödelverse II

Karls Rettung

Die Welle wollte ihn
hinaus auf ’s Meer weit zieh’n
Doch da kam ein Delphin,
der spielend packte ihn.

Er trug ihn an den Strand.
Als Karl sich wieder fand,
lag er auf warmem Sand
mit Krabben in der Hand.

„Was ist das für ein Plunder?
Ich hatte doch ne Flunder,
bevor ich da ging unter.
Mir scheint, das ist ein Wunder.

Wer hat mich denn gerettet?“,
fragt Karl sich, fast geplättet.
„ Ich hätt‘ auf ihn gewettet,
dort den Delphin, der jettet!“

„Hab Dank!“, nun laut erklang
sein froher Lobgesang.
Karl sah im Freudenschwang
den Sonnenuntergang.

© Foto u. Text: IHD, 03.06.20

Blödelverse

Karl Ranseier am Meer

Als Ransi Karl am Strand stand,
bei Ebbe genug Land fand,
macht ‚er vor Freud den Handstand,
lief so entlang den Sandstrand.

Wind nahm ihn auf die Schippe
und pfiff ihm durch ’s Gerippe.
So kam es dann zur Kippe
in Nähe einer Klippe.

Dort tosten Meer und Gischt,
der Karl fiel auf ’s Gesicht.
Das stört‘ ihn jedoch nicht,
er hat dann flugs gefischt.

Mit Knochenfingern munter
fing er sich eine Flunder
und aß sie auf wie Plunder-
Gebäck; dann ging er unter.

© Ingrid Herta Drewing,02.06.20

Im Hof

Das stabile Rohr
durch den Kiwi-Stamm erdrückt,
Falsche Umarmung

Unterm Blätterdach
baumeln des Kiwis Blüten,
Frühlings-Laternchen.
© Fotos u. Text: Ingrid Herta Drewing,

Pfingstmontag

Es schwand die Nacht, ein neuer Tag erwacht;
im lichten Frühlingsglanz will Welt erstrahlen.
All überall ein grünend, blühend Malen,
zum Fest entfaltet die Natur hier Pracht.

Da scheint die Sorge, Pandemie vergessen,
im Park schlägt Rad, stolziert sogar der Pfau;
der Schwalben Schweben in des Himmels Blau
lässt uns des Lebens Leichtigkeit ermessen.

Und dennoch jener Misston leis‘ eindringt,
im Hintergrund des Lächelns dunkel schwingt,
als würd‘ das Virus mit den Nornen raunen.

Jedoch vom Dom die Glocke hell erklingt,
gleichsam des Pfingstfests frohe Botschaft bringt.
Die Liebe Gottes siegt und lässt uns staunen.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing,01.06.20