Archive for August 2021

 
 

Sommers Abschied

Die Hitze -Tage gilt ’s zu überstehen,
Gewitterstürme, bis ein linder Wind
Septembers Wärme dir wird fächelnd wehen,
wenn Indian-Summer dich lässt golden sehen,
wie farbenschön sein Abschiedsfest beginnt.

Und Silberfädchen in den Lüften fliegen,
die Weben, die Altweiber-Sommer spinnt.
Als wollten sie ein neues Leben wiegen,
die Bäume nun im Farbenrausch obsiegen,
bevor die Nebelmacht ihr Spiel gewinnt.

©  Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Morgenröte

Als schwebten Engel in der Morgenröte,
ein Wolkenhauch in Sommers Himmelblau!
Es ist, als ob der junge Tag hier böte
den früh Erwachten eine lichte Schau.

Noch liegt die Stadt im Schlaf, fast herrscht hier Stille;
doch bald weckt Sonne alle Schläfer auf.
Die Fenster blinken in der goldnen Fülle,
und Leben nimmt allmählich seinen Lauf.

Ich sitz auf dem Balkon, blick in die Runde,
genieße froh gestimmt den Augenblick,
der mir zum Frühstück in der Morgenstunde
beschert beschaulich dieses kleine Glück.

Es schenkt Natur uns Schönes auch zur Zeit,
wenn wir es sehen, halten uns bereit.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Traumzeit

Wenn sich ins Dunkel schreibt der Sterne Licht
und samten blau die Nacht das Land verhüllt,
erwacht dies’ zweite, farbige Gesicht,
das schillernd vieler Menschen Träume füllt.

Erzählt von fernen Ländern, fremden Liedern,
exotischen Gewürzen, ihrem Duft;
bringt auch vergang’ne, traute Bilder wieder
und überbrückt der Ängste tiefe Kluft.

Entlässt dich zärtlich, lächelnd in den Morgen,
erlebst das neue Tagen nun beglückt;
auch wenn der Alltag dann mit seinen Sorgen
die Stunden manchmal garstig, grau bestückt.

Die Phantasie, die dir vertraut geworden,
wird auch in diese Räume überborden.

© Foto u.Text: Ingrid Herta Drewing,

Ausgleich der Natur

„Das Jahr des Wassers“, jetzt fast Ironie!
Zu ungleich ist ’s verteilt auf dieser Erde:
In Wasserfluten sterben Mensch und Vieh,
woanders brennt ’s, lähmt Dürre Mensch und Herde.

Natur hat ihre eigenen Gesetze
Wir Menschen kommen uns zwar mächtig vor,
verfangen uns jedoch in unsrem Netze,
die Folge unsrer Fehler tritt hervor.

Wer Wälder abholzt, die das Wasser halten,
die Flüsse zwingt in ein Kanal-Korsett
und glaubt, er könne in den Auen walten,
auf lange Zeit dort siedeln ruhig und nett,

der hat vergessen, welche Kräfte hier
natürlich wirken weit auf dem Planeten.
Denn nur vermessen glauben wir,
wir könnten diese Schwelle übertreten.

Beenden sollten wir dies maßlos‘ Streben;
es gilt, vernünftig mit Natur zu leben!

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Klage einer Mutter

Zur Erinnerung an die Todesopfer an der Berliner Mauer

Peter Fechter, achtzehn Jahre alt, wurde im August 1962
beim Fluchtversuch über die Mauer in Berlin-Mitte, Zimmerstraße,
in der Nähe des Checkpoint Charlie von DDR-Grenzern
angeschossen und verblutete auf dem Todesstreifen vor den
Augen vieler Menschen.

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen mir das Weiß der Trauer,
und selbst die Schwäne auf dem See
erinnern mich an jene Mauer,
die tausend Tode für ihn barg.

Die Hoffnung, Freiheit zu gewinnen,
verlockte ihn zu seiner Flucht.
Er war so jung und wollt’ entrinnen
aus jenes engen Zwanges Schlucht,
um neu sein Leben zu beginnen.

Mein müdes Herz, erstarrt im Weh;
noch hör’ ich die geliebte Stimme:
„Wir sehn uns wieder, tschüss, ich geh’,
denk du nur nicht an alles Schlimme,
es wird nicht kommen gar so arg!“

Nimm hin die Blüten und den Schnee!
Sie zeigen nur das Weiß der Trauer,
es singen Schwäne auf dem See
das Lied von jener Todesmauer,
dort wo mit ihm mein Leben starb.

© Ingrid Herta Drewing

Sommerregen

Es tropft der Regen auf die Sonnenuhren,
kein Zeigerschatten zeigt nun an die Zeit.
Doch farbig sind im Blumenrund die Spuren
des Sommers, der sich blühend hält bereit.
Auch glänzt ein sattes Grün in Wald und Wiesen,
wo Flora mag das Wasser wohl begrüßen.

Der Teich, der See sich bis zum Ufer füllen.
Wo ’s in den letzten Jahren trocken, sandig war,
dort wachsen Seerosen, und Enten stillen
beim Gründeln ihren Hunger; doch Gefahr
droht da den Fischen, die hier schwimmen,
weil auch die Kormorane mitbestimmen.

Jedoch im Flüsschen ziehen Bachforellen
an diesen Tagen munter ihren Lauf.
Sie dürfen zügig durch die Fluten schnellen,
und nicht einmal ein Angler hält sie auf.
Davor bewahrt sie nun der Dauerregen:
Was Mensch nicht mag, das ist für sie ein Segen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Was mir gefällt

Ich mag den frischen Wind,
der in des Sommers Glut
vom Fluss auflandig geht,
wenn er leicht fächelnd weht,
das Land in Sonne ruht,
ein sanftes Katzenkind.
Ich mag den Sommerregen,
der folgt auf heiße Tage
und milde Kühlung bringt,
in allen Pflanzen singt,
verscheucht die Trockenplage,
uns Wasser schenkt als Segen.

Ich mag der Sonne Licht,
ihr Strahlen auf der Haut,
wenn sanft sie Wärme schenkt,
das Wachsen wohlig lenkt,
die Blüten leuchten traut,
und Frucht von Ernte spricht.

Ich mag die Sterne, Nacht,
wenn hoch der volle Mond
durch blaues Dunkel strahlt
und silbern, zart bemalt
die Landschaft, still belohnt
und über allem wacht.

Ich mag der Kinder Lachen,
den Klang der Freude, Leben,
das morgens früh schon singt,
so glockenhell erklingt,
ein liebend, schenkend Geben,
fern aller bösen Drachen.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing,
Wiesbaden, Monopteros auf dem Neroberg

Dieser Aussichtstempel wurde 1851 aus den Säulen der alten Kandelaber der Öllampen auf der Wilhelmstraße hier von Philipp Hofmann gebaut im Stil der Italienischen Renaissance ( Bramante um 1500 in Rom),vgl.Gottfried Kiesow „Architekturführer Wiesbaden“, S.279

Verregneter Sommer

Der Sommer macht sich mausig, frönt dem Regen,
im Wolkengrau verkümmert fast das Tagen.
Da werd‘ ich mir das Freibad wohl versagen,
und sorgsam auf Balkonien Pflanzen hegen,
dort sitzen, schreiben, lesen mit Behagen.

Wohl temperiert die Luft, so mag ich’s loben,
nicht gut vertrag‘ ich Schwüle, große Hitze,
verzichte gern auch auf Gewitters Blitze,
die Donnerschläge, Hagel, Sturmes Toben.
Gemäßigt sei’s, dass ich nicht ständig schwitze!

Beim Lesen tauch‘ ich ein in ferne Welten,
beflügeln darf mich schön die Phantasie,
vergesse so das Leid der Pandemie
und lasse nur die lichten Bilder gelten,
entfliehe in ein Reich der Harmonie.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing