Frühlingshaftes Jahresende

Es ist so frühlingsmild;
man kann es gar nicht fassen,
dass Kälte hier bleibt aus.
Der Park, ein grünes Bild;
nur kahle Bäume lassen
fahl Winterflair heraus.

Blauhimmels Spiegel, See,
erwacht im Sonnenscheine,
der Wasservögel Hort.
Eisblind, mit erstem Schnee,
vor kurzem still, alleine,
lebendig nun der Ort.

Zwei Schwäne, zart und sanft
im Tanz durchs Wasser gleiten
als weiße Majestät.
Und an des Ufers Ranft
Stockenten, Nilgäns‘, streiten
um Futter, das erspäht.

Die Halsbandsittichschar
tobt hoch in den Platanen,
als sei schon Frühling da.
Der Weihnachtsbaum lässt klar
die Jahreszeit dich ahnen:
Noch ist der Winter nah‘.

© Ingrid Herta Drewing, 28.12.2012

Dezemberfrühling

Dritter Advent, und die Luft ist so mild,
als sei der Winter bereits schon vergangen,
bevor seine Herrschaft hier angefangen.
In Wiesen sind Gänseblümchen gewillt,
als Christröschen sternenstrahlend zu prangen.

Auch kann ich’s kaum fassen, es blühen Rosen.
Im Park hell erglüht ihr leuchtendes Rot;
noch rief sie die Kälte nicht in den Tod;
es wärmt sie der Sonne zärtliches Kosen,
die mittags, erstarkt, bringt den Nebel in Not.

Jedoch der Bäume kahlschwarze Zweige,
die Wege gesäumt von sterbendem Laub,
kein Vogelsang, der durchbricht das Schweigen,
mir eindringlich und recht deutlich zeigen:
Es naht noch der Winter, der fern jetzt geglaubt.

© Ingrid Herta Drewing