Pfingstgedanken

Nicht Mauer sein, nicht Wall, der alles trennt,
die Tür sein, die in Freiheit, Weite führt,
die Brücke, die verbindet, was getrennt,
ein Mensch sein, den die Nächstenliebe rührt.

Nicht Feuer sein, im Wahn die Welt zerstörend;
doch Frühlingsregen, der die Erde netzt,
sie hegend, auf des Lebens Stimme hörend,
der Sonne gleich, die sie ins Blühen setzt.

Mit wachen Augen durch das Leben gehen
und Fehler nicht nur bei den Andern sehen,
von Eitelkeit geblendet und gehemmt.

Sich nicht im Starrsinn dumpf ums Ego drehen,
versuchen, andre Menschen zu verstehen,
erscheinen sie zunächst auch noch so fremd.

© Foto u.Text / Ingrid Herta Drewing

Sterntaler

Ich trage das Licht der Jahre,
das Dunkel der Nacht, das Leid
die  Sonne in meinen Haaren,
der Hoffnung Sterne als Kleid.

Der Wege viele beschritten,
so manches hab’ ich gesehen
und fühlend auch mit durchlitten
in menschlichem Verstehen.

Und als ich mich von Habe
getrennt  und von Zwängen der Zeit,
erfuhr ich die Segensgabe,
dass Lieben das Leben befreit.

© Ingrid Herta Drewing