Kröte Emmas Sonderweg

Im März, da kroch mit ihresgleichen
die Kröte Emma, wollte laichen
im Weiher bei der großen Wiese,
wo ’s sich auch herrlich schwimmen ließe.

Doch war die Tour dorthin beschwerlich
mit all den andern, einmal ehrlich,
es nervte sie dies’ Gruppenhüpfen,
das lahme Kriechen, müde Schlüpfen.

Darum, sie war wohl auch verdrossen,
versuchte sie nun, kurz entschlossen,
den langen Weg mal abzukürzen,
um sich ihr Leben selbst zu würzen.

Sie kroch zur Straße, die schön eben
und warm vom Sonnenschein, welch’ Leben!
Die musste sie kurz überqueren,
um schnell zum Weiher heimzukehren.

Die andern rieten ihr noch ab,
das sei ein Todespfad, ein schlimmer,
ein Weg des Grauens und Gewimmer.
Doch Emma lachte nur mal knapp.

Sie hüpfte auf das warme Pflaster.
Wie eben war’s! Kein Stein, kein Ast, der
dort garstig ihr im Wege stand!
Sie glaubte, hier sei frei das Land.

Auch war sie sich wohl nicht im Klaren,
dass auf der Straße Autos fahren,
die sich nicht scheren um die Kröten
und deren große Wandernöte.

Kaum war zwei Meter sie gekrochen,
war’s Unheil schon hereingebrochen.
Ein Auto kam schnell angerauscht,
der Fahrtwind hat sie angeplauscht,
warf Emma wirbelnd weit zurück.

Sie landete im Moos, zum Glück,
und wusste erst nicht, wie ihr war.
Jedoch dann ward ihr langsam klar,
dass sie grad so dem Tod entronnen,
weil sie was Falsches da begonnen.

Nicht immer ist der leichte Weg
für alle Fälle gut und richtig;
sehr oft erweist sich kurzer Steg
am Ende unverhofft als nichtig.

© Lesung u. Text: Ingrid Herta Drewing

Jagdgenossen

Wolf Graubart und Freund Lukas Luchs
sich trafen unlängst früh im Wald,
um ihre Jagd dort auszuhecken,
denn Winter war’s und bitterkalt.

Zu beiden alten Einzelgängern
gesellte sich noch Reini Fuchs,
ein listig‘ schlauer Kampfes-Recke,
obwohl er doch von kleinem Wuchs.

Die Drei, fern der Familie, Meute,
von Hunger, Kälte arg geplagt,
sie wussten, dass sich leichte Beute
den alten Tieren oft versagt.

So waren Wolf und Luchs auch froh,
als Fuchs erklärte seinen Plan,
den Hühnerstall zu stürmen, wo
sie jüngst die fetten Hennen sah’n.

Das Wasser lief ihm schon im Munde,
„ Kommt, auf zur Jagd!“,sprach Wolf sodann.
„ Es gibt da ein Problem, zwei Hunde,
bewachen sie.“,merkt‘ Luchs da an.

„ Ach, Luki, wer wird denn verzagen,
mein Plan recht ausgeklügelt ist!
Ihr lasst euch von den Hunden jagen,
derweil ich kriech durch’s Holzgerüst.

Und während ihr die Hunde lockt
weit weg vom Stall mit eurer Spur,
hab‘ ich die Hühner schnell gezockt,
die ich euch präsentiere pur.“

Gesagt, getan, es wollt‘ gelingen,
was Reinecke sich ausgedacht.
Doch konnt‘ er nur ein Huhn bezwingen,
der Bauer war erwacht vom Krach.

Er schoss auch gleich mit seiner Flinte.
Jedoch Fuchs mit der Beute floh,
die er für sich behielt; die Finte
machte die andern wohl nicht froh.

Nachdem er satt in seinem Bau
geschlafen und verbracht paar Tage,
besann er sich, was er genau
dem Luchs und Wolf nun werde sagen.

Mit leidender verstellter Miene
schlich hinkend er auf beide zu,
klagt‘ ächzend, wie es ihm jetzt schiene,
lass‘ ihm die Narbe keine Ruh‘.

Ein übler Streifschuss sei’s gewesen,
der Bauer habe abgedrückt,
nur langsam wollt‘ die Wund‘ genesen,
kein Beutefang sei ihm geglückt.

„ Mich quält der Hunger, nichts zu fressen,
ist mir in dieser Zeit geblieben.
Habt ihr vielleicht etwas zu essen
für euren kranken Freund, ihr Lieben?“

„Zwei leckre Mäuse, frisch gefangen,
wir geben dir von unsrem Mahl.
Du lässt uns demnächst was erlangen,
und teilst, was man gemeinsam stahl.“

„Ja, freilich doch, bei meiner Ehre!“,
schwor Reinecke dem Wolf und Luchs.
Jedoch für uns ist’s eine Lehre:
Sei auf der Hut vor List und Fuchs!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Fuchs und Luchs am Buchsbaum

(eine Fabel in Limerick-Form)

Jan Rosti, ein ganz schlauer Fuchs,
einst wettete mit Eitel Luchs,
behauptet‘, sein Auge
als besseres tauge,
könnt‘ schätzen Blattanzahl des Buchs.

Dem Sieger gehöre die Gans,
die Eitel gefangen mit Glanz,
sie vereinbarten’s; Fuchs
zeigte listig den Buchs,
vollführte im Geist schon ’nen Tanz.

Er nannte als Zahl Zwanzigtausend.
Luchs zählte die Blätter, sich grausend.
Fuchs schlich ohne ein Wort
mit der Gans heimlich fort,
genüsslich die Beute dann schmausend.

Drum nimm dich vor Füchsen in Acht!
Sei da auch auf List stets bedacht!
Lass dich nicht verleiten,
in Wetten zu streiten,
sonst wirst du am Ende verlacht!

© Ingrid Herta Drewing

Tierische Limericks

Ein Hippo, sehr modebewusst,
zum Shoppen stieg jüngst aus dem Fluss,
wollt‘ kaufen sich Kleider,
doch fand ’s keine, leider.
Jetzt frisst es zu viel wegen Frust.

Ein flotter Läufer, Herr Hase,
trug stets sehr hoch seine Nase,
bis er, selbst vergessen,
begann einzunässen.
Er war zu schwach auf der Blase.

Die Ente, die gerne noch gestern
am Teiche getratscht mit den Schwestern,
war dann doch verdutzt
als ihr Ruf beschmutzt.
Nun lässt sie doch lieber das Lästern.

© Ingrid Herta Drewing