Lupine, Namen-Spielerei

Wolfbohne, nennt man dich Lupine
und denkt ans Gift in Deiner Frucht?
Jetzt gibt’s doch giftfrei neue Zucht!
Seh ich dein Blühen, ja, mir schiene
du reihtest auf manch‘ Schmetterling,
der sich im Blütenbild verfing.

Vielleicht denkt sich auch mancher Bube,
der deinen Namen nie gehört,
da habe jemand, der gestört,
dich dumm verwechselt mit der Lupe,
nicht wissend, dass dies praktisch Ding
vergrößert, was zu klein man fing.

Mich lässt’s an meine Kindheit denken,
an Comic-Hefte, die ich las.
Lupinchen da im Blickpunkt saß.
Sie war gewitzt, entkam den Ränken,
die Lupo häufig ausgeheckt.
Lupinchen hat sie stets entdeckt.

© Foto u. Text : Ingrid Herta Drewing

Zungenbrecherreimerei

Es lenzet lind und lock’re Lüfte
lindern läst’ge Launen leicht.
Komm, keckes Kind, erklimme Klüfte,
kühn kletternd, klaglos, Katzen gleich!

Wer weiß, wo Wolfi wüst wann wandelt,
hitzig hechelnd, heimlich handelt,
Schafe schert und Schrilles schreibt,
forsch, froh, frech und frisch verbleibt.

Durch diese drängend dunkle Dichte
dröhnt der dreiste, dralle Drive.
Frei frisst Fritz Frischling frische Fichte,
lässt Lenz links liegen, lacht, that’s Life.

© Ingrid Herta Drewing

Surreal

Frischer Fichten Nadeln fielen,
abgebrannter Kerzen Licht
strahlte auf die nassen Dielen,
die gut trocken aufgewischt .

Alte Kinder sangen Lieder,
standen stumm im Kreis herum,
und im Viereck halt es wider
ohne Echo rumm bumm bumm.

Fox, der Hund, der lautlos bellte,
saß hellwach am Baum und schlief,
während Maunz die Katze schellte,
und nichts sagend Hilfe rief.

Fern die Feuerwehr schon nahte,
setzte flugs das Haus in Brand,
grillte alles, auch Salate,
und was sich nicht dort befand.

Schrecklich war die schöne Feier
Hühner krähten, und ein Wolf
legte emsig faule Eier,
toter Hahn spielt‘ feurig Golf.

Laut erschallten stille Schreie,
Krieg rief „Frieden“ in die Welt,
Bitcoin ließ Papiergeld schneien,
reich war, wer sich arm gestellt.

© Ingrid Herta Drewing,2017

Jagdgenossen

Wolf Graubart und Freund Lukas Luchs
sich trafen unlängst früh im Wald,
um ihre Jagd dort auszuhecken,
denn Winter war’s und bitterkalt.

Zu beiden alten Einzelgängern
gesellte sich noch Reini Fuchs,
ein listig‘ schlauer Kampfes-Recke,
obwohl er doch von kleinem Wuchs.

Die Drei, fern der Familie, Meute,
von Hunger, Kälte arg geplagt,
sie wussten, dass sich leichte Beute
den alten Tieren oft versagt.

So waren Wolf und Luchs auch froh,
als Fuchs erklärte seinen Plan,
den Hühnerstall zu stürmen, wo
sie jüngst die fetten Hennen sah’n.

Das Wasser lief ihm schon im Munde,
„ Kommt, auf zur Jagd!“,sprach Wolf sodann.
„ Es gibt da ein Problem, zwei Hunde,
bewachen sie.“,merkt‘ Luchs da an.

„ Ach, Luki, wer wird denn verzagen,
mein Plan recht ausgeklügelt ist!
Ihr lasst euch von den Hunden jagen,
derweil ich kriech durch’s Holzgerüst.

Und während ihr die Hunde lockt
weit weg vom Stall mit eurer Spur,
hab‘ ich die Hühner schnell gezockt,
die ich euch präsentiere pur.“

Gesagt, getan, es wollt‘ gelingen,
was Reinecke sich ausgedacht.
Doch konnt‘ er nur ein Huhn bezwingen,
der Bauer war erwacht vom Krach.

Er schoss auch gleich mit seiner Flinte.
Jedoch Fuchs mit der Beute floh,
die er für sich behielt; die Finte
machte die andern wohl nicht froh.

Nachdem er satt in seinem Bau
geschlafen und verbracht paar Tage,
besann er sich, was er genau
dem Luchs und Wolf nun werde sagen.

Mit leidender verstellter Miene
schlich hinkend er auf beide zu,
klagt‘ ächzend, wie es ihm jetzt schiene,
lass‘ ihm die Narbe keine Ruh‘.

Ein übler Streifschuss sei’s gewesen,
der Bauer habe abgedrückt,
nur langsam wollt‘ die Wund‘ genesen,
kein Beutefang sei ihm geglückt.

„ Mich quält der Hunger, nichts zu fressen,
ist mir in dieser Zeit geblieben.
Habt ihr vielleicht etwas zu essen
für euren kranken Freund, ihr Lieben?“

„Zwei leckre Mäuse, frisch gefangen,
wir geben dir von unsrem Mahl.
Du lässt uns demnächst was erlangen,
und teilst, was man gemeinsam stahl.“

„Ja, freilich doch, bei meiner Ehre!“,
schwor Reinecke dem Wolf und Luchs.
Jedoch für uns ist’s eine Lehre:
Sei auf der Hut vor List und Fuchs!

© Ingrid Herta Drewing,2016

Der alte Wolf und der Fuchs

Den alten Wolf beäugte Fuchs,
hielt Ausschau auch nach Beute.
Ein Schäferhund von großem Wuchs
bewachte dort die Herde flugs,
ganz ohne Hundemeute.

Der Wolf fühlt‘ sich durch Hunger klamm.
Der Herde schnell entrissen
hätt‘ gar zu gerne er ein Lamm
und sann, wie er den Hund verdamm‘.
Da naht der Fuchs beflissen.

Er sprach: „ Mein Lieber, so allein
willst du ein Schaf hier jagen?
Der Wachhund beißt dich bös‘ ins Bein.
Lass‘ diesen Plan doch lieber sein,
sonst geht’s dir an den Kragen!

Ich weiß, es gibt hier in der Nähe
viele Gänse, unbewacht.
Ich fing jüngst dort mit meiner Fähe
fast ihrer fünfe, keine zähen;
ja, der Fang hat was gebracht!

Wenn du es willst, führ‘ ich dich hin;
gemeinsam lass uns jagen!
Hältst auf die Stalltür, bis ich bin
beim Federvieh, uns zum Gewinn.
Was ist, woll’n wir ’s nun wagen?“

Der Wolf, vom Hunger arg geplagt,
war leicht zu überrumpeln,
hatt‘ kaum, dass ihn der Fuchs gefragt,
mit ihm den Gänsefang gewagt.
Zum Stall sah man ihn humpeln.

Brav hielt er dort die Tür weit auf.
Die Gänseschar laut schnattert‘.
Der Fuchs schnappt‘ eine aus dem Hauf‘
und rannte weg in raschem Lauf,
Wolf stand stumm und verdattert.

Und schon ward’s nah im Hause hell.
Dann knallte eine Flinte.
Der Wolf nun hastet weg sehr schnell,
hört‘ Schüsse, hündisches Gebell,
erkannte Fuchses Finte.

Der wartete wohl nicht auf ihn,
tat bös ihn überlisten,
um ihm die Beute zu entzieh’n,
dieweil er musst‘ vor Hunden flieh’n,
sein Leben mager fristen.

Drum denke nach, wenn dir ein Fuchs
laut anpreist seinen Plan,
sonst wird dir nur was abgeluchst,
und dir bleibt schnöder Wahn!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Wachsam sein

Wir sehen gar zu gerne, was wir hoffen;
die Brille unsrer Wünsche lenkt den Blick.
Der Traum von Frieden,jenem Menschheitsglück,
lässt glauben uns, dass blau der Himmel offen.

Wir denken, Gutes wachse nur aus Gnade;
man müsse warten, sich nicht handelnd rühren,
tief meditierend, Wunder zu erspüren,
die alles Unrecht rückten wieder g’rade.

Und während wir die Lämmer sind, die Braven,
nichts ahnend, hat der Wolf mit seiner Macht
die Meute schon in Stellung hier gebracht,
sich freuend auf die Beute dummer Schafe.

Drum heißt es: Wachsam sein, Gefahren wittern,
entgehen jenem Angst- und Todeszittern!

© Ingrid Herta Drewing

Der Bär und der Wolf

Der Bär am Ufer, dort am Fluss
freut sehr sich auf des Lachs’ Genuss,
den er im Wasser flink gefangen,
bevor der konnte weg gelangen
schnell schwimmend da mit seinesgleichen,
um bald am Oberlauf zu laichen.

Da stört ihn plötzlich Ede Wolf
und fragt ihn: „Sag mir, spielst du Golf?
Ich lad’ dich ein zu Nobel Dachs,
wenn du mir gibst ein Stückchen Lachs.
Golf ist zurzeit die große Mode,
selbst König Löwe singt die Ode:
Wer vornehm ist, was auf sich hält,
spielt Golf, weil ihm das Spiel gefällt.“

„Was“, staunt der Bär, dem Wolf vertrauend
und kaum noch nach den Fischen schauend,
„ meinst du, ich könnt’ das wirklich lernen?
Ich müsst’ mich ja vom Fang entfernen.“
„ Klar“, sagt der Wolf, “ so elegant
wie dir das Fischen geht von Hand,
wirst du gleich erste Liga sein;
dein Handicap nimmt alle ein!“

Der Bär, der sich geschmeichelt fühlt,
auch innerlich recht aufgewühlt,
folgt nun dem Wolf zur fernen Wiese,
auf der sich Golf gut spielen ließe.
Und während sie sind auf dem Weg,
hat Wolfes Meute sich bewegt
und stiehlt des Bären guten Lachs.

Der Bär fragt Wolf:“ Wo bleibt denn Dachs?“
Wir sollten doch gemeinsam spielen“
„Warte ruhig hier und üb’ schön Zielen,
ich sehe nach, wo Dachs wohl bleibt!
Viel Spaß solang beim Zeitvertreib!“

Nachdem zwei Stunden sind vergangen,
und weder Dachs noch Wolf gekommen,
merkt Bär, man hat ihn hintergangen,
ihm alle Fische weggenommen.
Und er erkennt, dass Schmeichelei
ihn arg getäuscht, ihm Lehre sei:

Trau keinem, ganz gleich welcher Art,
der dir schmiert Honig um den Bart!

© Ingrid Herta Drewing

Der Fuchs und der Wolf

Ein alter Fuchs, der sehr gewitzt,
stahl eine Gans, war weggeflitzt,
weil Menschen ihn verfolgten, suchten,
ihn laut beschimpften und verfluchten.
„Wo kann ich mich denn nur verstecken,
damit sie mich nicht noch entdecken?“,
so fragte er sich, fand es schlimm,
er traf im Walde Isegrimm.

Der Wolf, der starrte auf die Beute,
die ja der Fuchs noch bei sich trug,
und dachte: “Ich bin stark und klug,
ich werd’ sie bringen meiner Meute.“
„Kannst du mir etwas geben ab,
ich werd ’s dir lohnen nicht zu knapp?“,
so bat er heuchelnd, brav den Fuchs.
Doch dieser aus dem Busche luchst’
und sagte: “Ja, du sollst was haben;
nur können wir uns erst dran laben,
wenn ganz gerupft das Federvieh.
Ruh’ dich nur aus, ich zupfe sie!“

Der Wolf, der keinen Argwohn hegte,
sich vor den Busch zur Ruhe legte.
Der Fuchs begann sein Federlesen,
warf vor den Wolf sie, man konnt’ lesen,
dass er die Gans gefressen hätte,
die Federn wählt’ zum Schlummerbette.
Der Fuchs entschwand schnell in sein Reich
und labte sich am Gänsefleisch.

Und bald kam der Verfolger Schar.
Als sie den Wolf so liegen sah,
da glaubten sie, er sei der Dieb,
verpassten ihm manch harten Hieb.
Der Wolf, der endlich konnte fliehen,
wollt’ gerne in den Kampf noch ziehen,
war wütend auf den Fuchs, den alten,
weil er zum Narren ihn gehalten.
Jedoch ihn schmerzten noch die Schläge,
drum ging er heim, um sich zu pflegen.

Ja, will man andre legen rein,
muss man wohl schlauer als sie sein.

Ingrid Herta Drewing