Fastnacht 2016

Der Jecken Zeit ist nun gekommen,
sie feiern munter Karneval.
Die Tradition bleibt unbenommen;
doch mancher Mensch denkt auch beklommen
an Terrorismus und Skandal.

Was früher, leicht und unbekümmert,
bestimmte närrisch‘ frohe Stunden,
wirkt nun im Grunde wie zertrümmert.
Man fühlt, es hat sich was verschlimmert,
hofft, dass noch Sicherheit gefunden.

Fast mag es manchem hier erscheinen,
als sei’s ein Tanz auf dem Vulkan,
wo vieles nicht mehr ist im Reinen.
Bedenken, Ängste sich vereinen
mit Krise, Leid, Not, Krieges-Wahn.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Fastnachtszeit

Schon feiern sie die fünfte Jahreszeit.
Der Sitzungskarneval ist voll im Schwange,
und in der Bütt im bunten Narrenkleid
entlarvt satirisch man mit Witz‘ ohn Bangen,
was es an Missständ‘ gibt, schon ärgert lange,
was sich so ändern sollt‘ bei Land und Leut‘.

Da ziehen Narren lärmend durch die Straßen.
Sie,die sonst tarnen sich als brav und bieder,
vergessen enge Grenzen, Bürgermaße.
Fast hemmungslos spielt man ver-rückt nun wieder
und singt weinselig alte Fastnachtslieder,
die viele schon vor langer Zeit vergaßen.

Und Timo streift der Mut, die Maskerade
lässt ihn nun Held, Latino, Zorro sein.
Kühn springt er über eine Balustrade,
verstaucht den Knöchel sich am rechten Bein,
ruft:“ Senorita,kommt, der Tanz ist mein!“
Sie lässt ihn stehen, meint:“Ja, Senior, schade!“

Den Trost beschert ihm eine Krankenschwester;
sie kühlt den Knöchel ihm beherzt mit Eis,
und er erkennt sie, Helga, die Sylvester
ihm schon lieb zugetan im kleinen Kreis
beim Feiern im Hotel auf einer Reis‘,
und hofft, dass sie sagt:“ Ja, komm mit, mein Bester!“

Die Kinder, kostümiert hier in den Gassen,
sie fühlen sich im Reich der Phantasie,
woll’n sich beim Zug den Spaß nicht trüben lassen,
vertieft in ihre Rolle sind auch sie,
da mag der Schnee gar reichen bis zum Knie,
sie werden schnell die Bonbons fangen, fassen.

© Ingrid Herta Drewing,2014