Straßen-Fastnacht

Herr Jokus kommt heut‘ grau verkleidet
mit reichlich Regen im Gepäck.
So manchem er den Tag verleidet
trotz Fastnachtszug und muntrem Jeck‘.

Es fehlt der Schnee; kein sanftes Rieseln,
kein Sonnenschein, kein Himmelblau,
statt dessen Trübe, kaltes Nieseln
verschleiern hier die schöne Schau.

Da mag das Schunkeln wohl erwärmen,
die Regenhaut schirmt das Kostüm
der Narren, die auf Straßen schwärmen,
verlachend Sturmes Ungestüm.

Sie lassen sich durch nichts verdrießen.
Es ist die fünfte Jahreszeit
für sie stets Anlass zu genießen
die närrische Geselligkeit.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Fastnacht 2016

Der Jecken Zeit ist nun gekommen,
sie feiern munter Karneval.
Die Tradition bleibt unbenommen;
doch mancher Mensch denkt auch beklommen
an Terrorismus und Skandal.

Was früher, leicht und unbekümmert,
bestimmte närrisch‘ frohe Stunden,
wirkt nun im Grunde wie zertrümmert.
Man fühlt, es hat sich was verschlimmert,
hofft, dass noch Sicherheit gefunden.

Fast mag es manchem hier erscheinen,
als sei’s ein Tanz auf dem Vulkan,
wo vieles nicht mehr ist im Reinen.
Bedenken, Ängste sich vereinen
mit Krise, Leid, Not, Krieges-Wahn.

© Ingrid Herta Drewing,2016