Gewissheit

Wohl temperiert liebst du nun deine Tage,
vorbei das Abenteuer, die Extreme;
bist angekommen, dennoch lockt die Frage
nach Lebenssinn auch dich hier ohne Klage
aus dem Refugium des Angenehmen.

In Sternen dort am Himmel, Galaxien,
siehst du nicht nur den Zauber und das Licht,
der großen Ordnung Sphärenharmonien,
sondern der ungeahnten Kräfte Ziehen,
das dir auch von des Menschen Ohnmacht spricht.

Jedoch, geborgen tief in deinem Glauben,
dass Gott uns gütig hält in seiner Hand,
wird dir kein Gammablitz die Hoffnung rauben,
dass jene weißen, sanften Seelentauben
den Ölbaumzweig auffinden,fernen Strand.

© Ingrid Herta Drewing

Macht der Musik

Was kann betören sanft mit Zauberklängen,
tief in die Seele greifend, hat die Macht,
uns zu befreien aus der dunklen Enge,
schenkt uns den Tag, der singend, hell erwacht?

Ja, die Musik vermag es; wie die Liebe
erschließt sie hoffnungsfroh uns neu die Welt.
Vergessen wird so alles Böse, Trübe;
wir wenden uns zum Guten, das gefällt.

Da endet Traurigkeit. Mit ihrem Schwingen
gewährt uns eine schöne Melodie
den Balsam unsrer Seele: Harmonie.

Sie heilt das kranke Herz und wird bezwingen,
was stumm gefangen ist in Lethargie,
entführt uns zärtlich, Glückes Sinfonie.

© Ingrid Herta Drewing

Im Traum

Wo zwischen Schlaf und Wachen Träume wohnen,
erzählt dir deine Seele schön Geschichten
und wartet auf mit einem Farbenspiel
in Bildern kraft- und eindrucksvoller Dichte.

Da will die Welt so wirklich dir erscheinen.
Was lange schon vergangen, ist dir nah’
und windet sich empor wie Grün’ aus Steinen;
was du verdrängt, verborgen, siehst du klar.

Und kannst es nun erfühlend auch erschauen,
wenn dich kein Alp bedrängt mit arger List.
Doch noch im Traume sagt dir ein Vertrauen,
dass du in Gottes Hand geborgen bist.

Mehr als ein Ritual, das obsolet,
ist doch seit Kindertagen dein Gebet.

© Ingrid Herta Drewing

Frühlingsglück

Und wieder darfst du Wunderbares schauen,
erlebst den Frühling nun mit allen Sinnen,
im Garten, Park und Wald ein neu’ Beginnen;
es blühen auf und grünen Bäume, Auen.

Du kennst es, dieses Lied der Jahreszeiten,
und dennoch fühlst du dich vom Lenz beglückt,
in eine junge, schöne Welt entrückt,
die, unbekümmert, Freude kann bereiten.

Dich kost die milde Luft, der Vögel Singen,
der helle Tag, die Sonne, Himmels Blau,
der süße Blütenduft; ein zartes Schwingen
erhebt die müde Seele aus dem Grau.

Das Frühlingslied der Hoffnung hörst du klingen
und weißt, jetzt wird dir manches wohl gelingen.

© Ingrid Herta Drewing

Zu Döblins Gemälde “ Die Toteninsel“

Wir treiben in dem letzten Boot
auf diese Insel zu,
auf welche wir nur leicht hingehen,
ganz ohne Last und Schuh.

Hier gibt es Sorge nicht, nie Not,
da alles liegt in Ruh’
Zypressenwächter dunkel stehen,
nicht fragend nach dem  Du.

Ein goldnes Licht hält hier im Lot
ein ewig sanfter Wille,
und tiefes Schweigen gilt dem Tod,
verstummt die Stimmen, Stille.

© Ingrid Herta Drewing

Meine Gedichte

Das Dichten ist das Atmen meiner Seele.
Gedanken, Worte, Bilder werden Klang,
Gefühl,hell schwingend noch in meiner Kehle,
das sich poetisch formt im Versgesang.

Wie Kinder, unterm Herzen sanft getragen,
entwachsen auch Gedichte meiner Kraft.
Im Wechselspiel des Werdens siegt das Wagen.
Dann heißt es: Lass sie los zur Wanderschaft!

Was mich bewegte, werden sie bewahren,
und treffen sie geneigte Leser an,
die Sinn und Bild der Klanggestalt erfahren,
dann rühren sie auch deren Seele an.

So lebt ein solch‘ Gedicht durch Lesen neu aus sich,
und ein klein wenig spricht aus ihm mein Ich.

Ingrid Herta Drewing